Wenn Fressen zum Sport wird

Wieder einmal drängt sich eine merkwürdige Sportart, über deren Definition als «Sport» man streiten kann, in die Medien und wieder einmal kommt sie aus den USA: das Wett(fr)essen, in englisch «Competitive Eating». Die Wettkämpfe dieses eher jungen Sports werden als regelrechte Feste lanciert und mutieren so je länger je mehr zum Publikumsmagneten.

Als Star der Szene gilt der Japaner Takeru Kobayashi, der bei den bisherigen Grossanlässen ungeschlagen ist. Der 27-Jährige, entgegen seinen Erfolgen von schlanker Statur, kam vor fünf Jahren durch eine Wette zum Wettessen. Mittlerweile beschäftigt er einen Manager und streicht reichlich Prämiengelder ein. Seine Weltrekorde sind eindrücklich:

  • Rinderhirn: 8,4 Kilo in 15 Minuten
  • Reisbällchen: 10 Kilo in 30 Minuten
  • Hot Dogs: 54,75 Stück in 12 Minuten

Letzterer Rekord hat er bei den vergangenen Weltmeisterschaften am 4. Juli aufgestellt.

Neben der unbändigen Fresslust spielen Training und Technik eine entscheidende Rolle. Im Training geht es vor allem darum, den Magen zu dehnen. Dazu trinken die Sportler in der Vorbereitungsphase vier bis fünf Liter Wasser in einem Zug. Die Technikfrage stellt sich vor allem bei der anspruchsvollen Disziplin Hot Dogs: salzig, fettig, voller Därme und umgeben von trockenen Brötchen.

Kobayashis Technik hat hier Schule gemacht: Er nimmt die Würstchen aus den Brötchen, tunkt die Brötchen in Limonade, quetscht den Brei zu einem Ball und stopft ihn sich in den Mund. Danach stochert er die Würstchen durch den Brotbrei in den Schlund und lässt somit drei Hot Dogs innerhalb von 13 Sekunden verschwinden.

Meiner Meinung nach ein sicher interessantes – wenn auch ziemlich unappetitliches – Spektakel. Ob die Bezeichnung «Sport» dafür angebracht ist, sei dahingestellt. Wenn ich mir die Nachwehen und das Auskurieren eines solchen Wettkampfes vor Augen führe, so kann ich mir die eine oder andere «sportliche» Szene jedoch durchaus vorstellen.

This entry was posted in Sport, Unterhaltung. Bookmark the permalink.

One Response to Wenn Fressen zum Sport wird

  1. Tibor says:

    Hallo

    Sehr intressant… Man sollte eigendlich eine weitere Disziplin vorschlagen. Ich denke da an wett langsam essen. ein Wettkampf im geniessen. Zum Beispiel: wer schafft es einen Hot Dog so langsam wie moeglich zu verspeisen. Spannend auch welche Gespraeche sich waehrend des Wettkampfes ergeben koennten. vielleicht auch ueber die Qualitaeten eines Hot Dogs oder vielleicht was es fuer geschmacklichen Alternativen dazu gibt.

    noch besser bei Rinderhirn ich glaube es wuerden sich einige fragen ob sie wirklich Lust haben dieses zu essen oder nicht doch lieber vorlaufig aufzugeben.

    Die Fernsehrechte wuerden auch von der Biolebensmitelindustrie gekauft werden und Hauptsponsor waere Ikea da definitiv der verkauf der gemuetlichen Esstische ansteigen wuerde. Eine Wohltat fuer die Esskutur die sowiso durch Stress und Hektik stark beintraechtigt ist.

Leave a Reply

Your email address will not be published. Required fields are marked *