Phnom Penh

Diesmal sind wir nicht zu früh am Flughafen. Trotzdem ist das Check-in bei unserer Ankunft noch geschlossen. Da es nur ein Inland-Flug ist, läuft alles kurzfristiger – aber trotzdem pünktlich. Nach einem kurzen aber schönen Flug landen wir in Kambodschas Hauptstadt Phnom Penh.

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Die Taxi-Situation gestaltet sich nicht so «sauber» wie in Siem Reap: Wir müssen uns direkt an einen Fahrer wenden. Trotzdem erhalten wir einen vernünftigen Preis zu unserem Hotel, das Silja bereits vorgängig basierend auf Online-Reviews und Bildern gebucht hat. Diese Buchungsgrundlagen werden sich noch rächen…

Voller Freude erfahren wir beim Check-in, dass wir in die Residential Suite upgegradet wurden. Das Zimmer präsentiert sich sehr modern und man «riecht sogar noch die Baustelle». Etwas komisch mutet zwar die fehlende Tür ins Badezimmer und die Nichtexistenz sämtlicher Dusch- und Badevorhänge an, doch als «High-end Backpacker» (in diesem Kontext liegt die Betonung auf «Backpacker») wollen wir ja nicht kleinlich sein.

Als wir jedoch in der Nacht mehrmals dehydriert aufwachen und uns wie Dörrpflaumen im Backofen fühlen, kommen erste Zweifel auf. Wir könnten die Hitze zwar mit der Klimaanlage bekämpfen, was aber starke Lärmemissionen zur Folge hätte. Endlich Morgen, freuen wir uns auf das ausgiebige Frühstücksbuffet gemäss Beschrieb – zu früh gefreut, Fehlanzeige! Wir dürfen zwar zwischen Nudeln und Spaghetti und Schwein oder Geflügel wählen, mehr ist aber nicht drin. Auch scheinen wir die einzigen Gäste zu sein und die Online-Reviews entpuppen sich allesamt als Fakes (Frühstücksbuffet, Shop in der Lobby, Frühstück auf dem Dach beim Pool, etc.)

Wir beschliessen, das Hotel nach bereits einer Nacht (statt den reservierten drei Nächten) zu wechseln. Nach intensivem Gespräch mit dem Receptionist, der dabei mehrmals ins Büro des General Managers (GM) muss und sozusagen als Brieftaube fungiert, können wir uns durchsetzen. Schlussendlich zeigt sich dann auch noch der GM und wir führen ein freundliches Klärungsgespräch. Online haben wir bereits ein Hotel zwei Blocks weiter gebucht und ziehen zu Fuss um. Dort werden wir keine 30 Minuten seit unserer Buchung bereits erwartet und herzlich empfangen.

Kurz Gepäck deponieren und los geht unsere Entdeckungstour im Tuol-Sleng-Genozid-Museum. Das ehemalige Gymnasium wurde nach Machtübernahme der Roten Khmer in ein Foltergefängnis verwandelt und dient heute als Museum mit Gedenkstätte. Man sieht Zellen, Gebeine, Gegenstände und erfährt mittels Texttafeln, Fotos und einem Film mehr über Hintergründe und die bewegte Geschichte Kambodschas im Allgemeinen. Traurig, schockierend und zum Nachdenken anregend. Die Präsentation und das Erlebnis als Museum könnten jedoch noch verbessert werden.

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Phnom Penh ist extrem chaotisch und ziemlich dreckig. Dies erleben wir auch auf dem Markt, wo vor allem im Lebensmittelteil allerlei Zeugs feil geboten wird, das bei uns nicht unbedingt auf dem Speiseplan landen würde. Trotzdem genehmigen wir uns einen Snack und lassen uns auf ein paar Experimente ein, die wir nicht bereuen. Am Abend werde ich dann richtig mutig und bestelle zum Dessert einen Durian-Shake. Während Silja die «Stinkfrucht» wörtlich nicht riechen kann, finde ich es eine durchaus valable Alternative im sonst eher eintönigen Shakemarkt.

An unserem letzten vollständigen Tag in Kambodschas Hauptstadt planen wir den Königspalast zu besichtigen, verpassen es jedoch zwei Mal aufgrund der Öffnungszeiten: Der Eingang des Palasts wird sowohl morgens als auch nachmittags jeweils vor der eigentlichen Schliessungszeit bereits zu gemacht. Das Alternativprogramm stellt sich jedoch als sehr viel interessanter heraus: Wir besuchen die sogenannten «Killing Fields», welche einige Kilometer ausserhalb Phnom Penhs liegen. Unser Stamm-Tuk-Tuk-Fahrer hat uns langsam lieb und spendiert uns für die 40-minütige Staubtherapie diese chicen Masken.

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Die Masken in Kombination mit Sonnenbrille helfen, uns sterile Bünzlibürger vor der rauhen kambodschanischen Wahrheit zumindest soweit zu beschützen, so dass wir nicht hustend und tränend die ganzen Eindrücke verpassen. Diese sind vor allem bezüglich motorisierter Fortbewegungsmittel mannigfaltig. Ein Auszug dessen, was ich mit eigenen Augen gsehen habe: Moped mit fünf Personen; Auto (normales Coupé) mit über 10 Personen (konnte nicht genau zählen); Krankentransport mit Moped, wobei Infusionsbeutel von Hilfsperson hochgehalten wird.

Die Killing Fields sind extrem bedrückend. Mittels gratis Audio-Guide wandelt man durch die Exekutionsplätze und vorbei an Massengräber, um so die Geschichten dort zu erfahren, wo sie vor 40 Jahren geschehen waren. Wenn man hört, dass ein Viertel der damaligen Bevölkerung – sprich drei Millionen Menschen – durch das eigene Volk ausgelöscht wurde, kann man dies fast nicht begreifen. Doch wenn man dann noch erfährt, wie brutal die Folter- und Tötungsmethoden gewesen waren und wie willkürlich die Opfer ausgewählt wurden, dann wird es umso unbegreiflicher. Nicht zu sprechen vom Fakt, dass die Roten Khmer um Pol Pot lange nach ihrer Schreckensherrschaft von einem Grossteil der westlichen Welt als die rechtsmässigen Herrscher Kambodschas angesehen wurden und für Kambodscha in der UNO sassen.

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Zum Nachtessen gehen wir an den Nachtmarkt im Norden der Stadt und stellen uns wiederum ein abenteuerliches Menü zusammen. Auf die frittierten Frösche verzichten wir hingegen – die scheinen uns eindeutig zu fettig zu sein. 😛

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Für den Dessert geht es in eine nahe gelegene Frozen-Yogurt-Bude. Mit einem sündigen Becher im klimatisierten Lokal sitzend und die Ferien geniessend sehen wir einen kleinen Jungen mit Bauchkiosk herein kommen. Ziemlich konzept- und lustlos sitzt er herum und kommentiert die Rechenkünste des Verkäufers, ohne wirklich aktiv zu betteln. Trotzdem tut er uns irgendwie leid und Silja ergreift die Initiative, ihm einen Becher Eis zu kaufen. Seine Augen glänzen, als er sich den Dessert zusammen stellen und anschliessend geniessen darf. Und im Gegensatz zum Geld, das er zuhause abgeben muss, darf er das Eis behalten.

Wir sind in Phnom Penh ziemlich selten zu Fuss unterwegs. Einerseits ist es sehr heiss, andererseits die Tuk Tuks schön günstig. Aber auch sonst ist das Konzept «Gehen» nicht wirklich in der Stadt angekommen. Es gibt zwar Trottoirs, jedoch sind diese häufig von Tuk Tuks, Mopeds oder Garküchen zugestellt, so dass man auf die Strasse ausweichen muss und dabei unweigerlich in Gefahr läuft, das staubige Zeitliche zu segnen. Zudem gibt es einige Bäume, welche die vorgesehenen Gehwege säumen. Diese sind jedoch nur bis «Asiatenkopfhöhe» freigeschnitten, so dass zumindest eine Hälfte unserer Reisegruppe sich ständig bücken muss (Hinweis: Es ist nicht Silja).

Mit dem Vietnam-Visa aus Bangkok und dem Busticket von Sapaco Tourist im Sack machen wir uns nun auf zur Busstation für die sechsstündige Fahrt über die Grenze.

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