Nach dem letzte Woche aufgeflogenen Terrorkomplott in London nehmen die Sicherheitsmassnahmen groteske Züge an. Allen voran die USA lassen die Grenzen zwischen sinnvollem Schutz und panischer Paranoia immer häufiger verwischen.
Der neuste Auswuchs, welcher auch Schweizer Flugpassagiere betrifft, ist eine Sicherheitsmassnahme für alle Flüge in die USA. Ab sofort erhalten in Zürich abfliegende USA-Reisende nach der Sicherheitskontrolle nur noch Leitungswasser zum Trinken. Die Bars sind für sie tabu und ein letztes Bier vor dem Abflug somit Geschichte. Auch ein Einkauf in einem Duty-Free-Geschäft wird massiv umständlicher: Kauft man eine Flasche Alkohol, so wird diese im Geschäft bezahlt, aber erst am Gate ausgehändigt.
Die Terroristen haben somit einen Teilsieg errungen. Die Furcht vor ihnen ist allgegenwärtig und unser Leben wird zunehmend durch (übertriebene) Schutzmassnahmen eingeschränkt. Die omnipräsente Angst hemmt das öffentliche Leben und im weiteren Sinne auch die westliche Wirtschaft.
Sicherheitsmassnahmen sind zweifellos nötig und durchaus legitim, solange sie mit gesundem Menschenverstand dosiert und nicht zur Bürgerschikane werden. Doch wo liegen die Grenzen? Ich bin der Meinung, dass die bereits bestehenden Checks reichen, wenn sie gewissenhaft durchgeführt werden. Natürlich sind bei neuen Bedrohungsformen – im aktuellen Fall Flüssigsprengstoff – die Massnahmen beziehungsweise die eingesetzten Geräte anzupassen.
Jedoch geht die aktuelle Massnahme eindeutig zu weit. Muss man damit rechnen, dass ein Barmitarbeiter statt Bier flüssigen Sprengstoff ausschenkt und so den Flugverkehr gefährdet? Seien wir uns doch bewusst, dass in einer Zeit, in der Terroristen sogar ihr eigenes Leben opfern, die absolute Sicherheit nicht existiert. Wieso schränken wir deshalb den Grossteil der Menschen ein, um lediglich eine weitere Scheinsicherheit zu produzieren?
Solange sämtliche von den USA diktierten Schikanen sofort und kritiklos von der Schweiz und Europa umgesetzt werden, sind weitere Verschärfungen dieser Art zu erwarten. Ein Grund mehr, durch ein geeintes und starkes Europa einen glaubwürdigen Gegenpol in der Weltpolitik zu erschaffen.