Der Hallwilerseelauf stellte meinen zweiten Wettkampf über die Halbmarathondistanz dar, nachdem ich im letzten Jahr bereits den Greifenseelauf absolviert hatte und meinen Rekord mit 1:25.37,6 initialisiert hatte. Diese Zeit galt es heuer als oberstes Ziel zu schlagen.
Das Streckenprofil des Hallwilerseelaufs begünstigt schnelle Laufzeiten, da der Start in Beinwil am See über dem See erfolgt und der Zieleinlauf unten am See ist. Somit kann man das Gefälle auf den ersten vier Kilometern nutzen, um Tempo zu machen. Dies war zugleich meine Taktik: Die ersten vier Kilometer «laufen lassen» und anschliessend den Schnitt für den Rest des Rennens unter 4:00 min/km halten.
Das Wetter präsentierte sich nahezu perfekt: Bewölkt bei etwa 10 °C. Mit Silja reiste ich per Zug an (lediglich CHF 10.- ab Zürich mit Halbtax!) und hatte zudem mit Jean-Daniel abgemacht, welcher aber die Anreise sprichwörtlich verschlafen hatte. Nach einem ziemlichen Gedränge bei der Startnummernausgabe und dem Abholen des Erinnerungsgeschenks (Laufweste) gingen wir direkt zu den Garderoben- und Duschzelten. Kurz umziehen, ein letztes Mal austreten und dann war es bereits Zeit, den Startblock aufzusuchen. Ich verabschiedete mich von Silja und stand im Block B ein, wo ich auf Benj traf. Kurzer Taktikaustausch und ein paar Tipps von ihm, da er bereits letztes Jahr am Start war.
Um 13:35 wurde leicht verspätet unser Block auf die Strecke geschickt. Wie geplant schaute ich zu Beginn noch nicht gross auf die Pace sondern liess die Beine bergab laufen. Gefährlich wurde es, als wir auf die letzten Staffelläufer aufliefen, die zwei Minuten vor uns startenen und echte Hindernisse in der Läufermasse darstellten. Mit genügend Vorsicht und zahlreichen Slalommanöver konnte ich einen Zusammenprall vermeiden.
Auf den ersten vier Kilometern lief ich eine gute Minute Vorsprung auf die 4er-Pace heraus, musste dann im Übergang zum Flachen jedoch aufpassen, nicht zu langsam zu werden. Da es direkt in eine leichte Steigung ging, war ich froh, auf der GPS-Uhr zu sehen, dass ich stark verlangsamte und unter den Schnitt fiel. Dies konnte ich anschliessend korrigieren und versuchte, nun den Rhythmus zu finden.
Mittlerweile hatte ich richtig warm und fühlte mich nach wie vor blendend. Ich lief jedoch bewusst höchstens eine 3:55-Pace, da ich befürchtete, ansonsten später einen Einbruch zu erleiden. Die Strecke war stets leicht coupiert, so dass ich nicht ganz konstant lief. Ich wurde praktisch nie überholt, überholte selber aber zahlreiche Personen, was bei den mitunter schmalen Naturwegen mit Wald und abschüssigen Hängen nicht immer leicht war.
Bei Kilometer 10 folgte neben der zweiten Verpflegung auch der erste Wechsel der Stafette (3 Etappen). Hier hatte ich bereits viel Platz zum Laufen, lief jedoch stets wieder auf kleine Gruppen auf, die ich zu überholen hatte. Probleme verspürte ich nie und auch die Form schien zu stimmen – keinerlei Anzeichen von Einbruchtendenzen.
Auch bei der Spitzkehre beim Schloss Hallwyl – weitere Verpflegung und zweiter Wechsel – konnte ich die Pace nach wie vor halten. Nun folgte die längste Steigung der Strecke in Boniswil, die ich gleichmässig aber leicht verlangsamt lief. Oben konnte ich sofort wieder Tempo machen und war nun sehr überzeugt, eine gute Zeit laufen zu können.
Die letzten paar Kilometer zurück gingen extrem schnell vorbei. Allgemein empfand ich den Lauf als sehr abwechslungsreich und kurzweilig – vielleicht auch aufgrund meiner guten Verfassung. Leider beeinträchtigte mich auf den letzten drei Kilometer noch ein paar Steine in der Sohle. Meine (mehr oder weniger) neuen Wettkampfschuhe haben solch blöd dimensionierte Aussparungen in den Sohlen, dass beim Laufen auf Naturstrassen häufig Steine darin stecken bleiben. Diese drücken dann ziemlich direkt auf die Fussohle und werden bei jedem Schritt weiter hinein gedrückt. Das Resultat ist eine Fussmassage, die alles andere als angenehm ist. Bei der letzten Verpflegung versucht ich kurz, einen sehr störenden Stein im Gehen zu entfernen, was mir aber nach ein paar Metern noch immer nicht gelang. Somit entschied ich mich, die letzten Kilometer meine Fussreflexzonen massieren zu lassen.
Trotz allem konnte ich das Tempo halten und lief schliesslich mit einer Zeit von 1:22.40,6 auf den 38. Rang von 639. Teilnehmern der M30-Kategorie (inkl. Viktor Röthlin). Dies entspricht einem Schnitt von 3:55 min/km, was deutlich schneller ist, als ich im Vorfeld gehofft hatte. Dies lässt mich bereits vom Sub-3-Marathon träumen… Doch da liegt mindestens noch die Winter-Wettkampfpause dazwischen!
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