Engadiner Sommerlauf

Zurzeit trainiere ich nicht für einen spezifischen Lauf, sondern versuche einfach, mich fit zu halten. Trotzdem nehme ich nach Möglichkeit an kleineren Läufen zwischendurch teil, vorwiegend aus Spass. Unter diesem Aspekt entschied ich mich auch für die Reise ins Engadin. Denn in solch einer atemberaubender Landschaft zu laufen, macht einfach doppelt Spass. Da es leider mit den öffentlichen Verkehrsmitteln nicht möglich ist, am Veranstaltungstag anzureisen (Startzeit 10:00 Uhr), musste ich kurzfristig noch eine Übernachtung buchen. Ich entschied mich für die unkomplizierte Variante und buchte ein Bett in der Jugendherberge Pontresina.

Der Morgen präsentierte sich perfekt: Angenehme Temperaturen und stahlblauer Himmel. Ich nahm extra den frühest möglichen Bus, da ich mich noch nachmelden musste. Ein weiser Entscheid, wenn man die langen Schlangen eine halbe Stunde später betrachtete. Startnummer montiert, Gepäck aufgegeben und locker eingewärmt begab ich mich zur Startlinie in Sils. Da doch einige Topläufer am Start waren, reihte ich mich etwa in der dritten Reihe ein und startete einmal mehr ziemlich schnell.

Unsicher war ich über die Auswirkungen der Höhe (1‘800 müM). Somit war ich mir nicht ganz im Klaren, mit welcher Pace ich beginnen sollte und entschied mich für „irgendwas um vier Minuten“. Der erste Teil bis zum Silvaplanersee erfuhr einer kurzfristigen aber geringen Änderung wegen einer Einsprache der Umweltschutzgruppe am Vorabend um 22:00 Uhr. Das Feld zog sich schon sehr schnell in die Länge und ich fand vorerst keine Läufer, denen ich mich anschliessen konnte.

Die Strecke war nicht ganz so flach, wie ich das Höheprofil im Vorfeld interpretierte. Und so spürte ich meine Beine ungewöhnlich früh bereits in Surlej. Nachdem ich die ersten paar Kilometer unter vier Minuten gelaufen war, entschied ich mich, ein wenig Tempo rauszunehmen, um nicht zu früh das Pulver zu verschiessen. Vorbei an Champfer und durch St. Moritz fühlte ich mich wieder ausgesprochen gut und konnte konstant laufen. Doch nach einer weiteren Passage entlang des St. Moritzer Sees, drohte bereits der Stazerwald – auch bekannt durch die amüsanten Fernsehbilder anlässlich des Engadiner Skimarathons. Und dass dieser wirklich steil ist, musste ich nun am eigenen Leib erfahren. Die Steigung liess meine bereits sauren Oberschenkel endgültig übersäuern. Am besten merkte ich es, als ich es jeweils nach den Steigungen kaum schaffte, Tempo aufzunehmen. Endlich erreichte ich den Stazersee und somit den Kulminationspunkt der gesamten Strecke. Nur noch hinunter ins Ziel…

Doch zuerst ging es moderat und dann steil bergab nach Pontresina. Nach einer weiteren Verpflegungsstation – wo ich bisher jeweils lediglich Wasser zu mir nahm – und einer kleinen Schleife folgte der Weg entlang des Flusses fürs letzte Teilstück nach Samedan. Meine Beine liessen keine Tempoverschärfungen mehr zu, trotzdem konnte ich eine einigermassen valable Pace laufen und sogar noch einen Platz gut machen.

Bei der zweitletzten Verpflegung hielt ich mich wiederum ans Wasser. Doch kurz nach dem Posten begann das Leiden richtig und ich steuerte auf einen veritablen Hungerast zu. Zu meinem Glück folgte vor dem finalen Teilstück nochmals eine Station, wo ich kurz anhalten musste, um mit Powerbar und Isodrink den Hungerast zu bekämpfen. Leider gab ich damit den vorhin gut gemachten Platz wieder preis, doch ansonsten hätte ich wohl noch mehr Ränge eingebüsst bis ins Ziel.

So war es mir möglich, den Lauf noch passabel ins Ziel zu bringen. Der Einlauf in der Promulins-Arena Samedan war eine richtige Erlösung. So leiden musste ich schon lange nicht mehr, was aber die Ankunft und das (alkoholfreie) Erdinger im Zielbereich umso süsser schmecken liess.

Mit einer Zeit von 1:46:33,2 erreichte ich den 20. Rang von 69 Läufern meiner Kategorie. Um eine Erfahrung und sehr viele schöne Eindrücke reicher trat ich die Heimreise mit der Rhätischen Bahn an.

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