Yellowstone Nationalpark

Wir wollen unbedingt den Yellowstone Nationalpark besuchen, auch wenn dies einer ziemlichen Fahrdistanz bedingt. Um möglichst schnell nach Osten zu kommen, planen wir einen Monster-Fahrtag mit knapp elf Stunden Fahrzeit von San Francisco nach Salt Lake City. Mit Fahrerwechsel schaffen wir die Strecke schlaffrei, fallen dafür abends umso müder ins Bett.

DSC04549

Salt Lake City selber nutzen wir lediglich für die Übernachtung. Doch besuchen wir am nächsten Morgen den namensgebenden Salzsee im Nordwesten der Stadt. Dieser lässt sich am besten vom Antelope Island State Park aus erreichen, was wiederum eine Fahrt über den Deich und einen kleinen Obolus an die Parkverwaltung mit sich bringt. Der See ist an diesem noch frischen Morgen seeehr kalt, doch wir wagen den Sprung (oder vielmehr das Waten und Abliegen). Und dies lohnt sich hundertprozentig: Ein einmaliges Gefühl, einfach im Wasser zu schweben, ohne irgendwelche Schwimmbewegungen.

Neben dem Wassererlebnis sehen wir im Park noch Bisons und Antilopen. Anschliessend fahren wir nach Jackson, das noch zwei Autostunden vom Yellowstone entfernt liegt. Wir waschen die Kleider in der Maschine und uns im Pool. Nach einem super Nachtessen im Steakhouse geniessen wir die kalte Nacht im Cowboy-Dorf vor unserem Parkabenteuer.

DSC04601

Frühmorgens bringen wir das letzte Stück Richtung Norden hinter uns und fahren via Südeingang und dem Visitor Center im Süden zu unserer Unterkunft direkt beim Old Faithful. Da gerade eine Eruption ansteht, nehmen wir noch vor dem Einchecken unsere Plätze in der vordersten Reihe der Arena ein und geniessen kurze Zeit später ein erstes Mal dieses Spektakel, das sich etwa alle 90 Minuten wiederholt.

DSC04690

Im anderen Besucherzentrum sowie in der Ranger Station versorgen wir uns mit weiteren Infos, um das weitere Besuchsprogramm festzulegen. Noch am Nachmittag fahren wir mit dem Auto diverse Sehenswürdigkeiten ab – meistens Geysire oder heisse Seen, die in allen möglichen Farben leuchten. Und natürlich schwebt ständig ein Schwefelgeruch in der Luft, der an gekochte oder faule Eier erinnert – je nach Intensität. Eindrücklich sind auch die Stellen, wo das Wasser aus den heissen Quellen wild dampfend in die kalten Bäche und Flüsse fliesst. Zudem sehen wir ganze Bisonherden friedlich grasend und ein einzelnes Exemplar direkt auf dem Parkplatz nur gerade wenige Meter vom Auto entfernt.

Nach einer kalten Nacht in einer praktisch ungeheizten Baracke geht es früh los zum Avalanche Peak. Dies ist einer der höchsten Berge im Park und verspricht somit eine wunderbare Aussicht. Zuerst wollen aber die gut 700 Höhenmeter bezwungen werden. Der Ranger erklärte uns am Vortag, dass es keine Grizzlys haben sollte und wir somit auch ohne Bären-Pfefferspray die Wanderung machen können. Trotzdem sehen wir als erstes beim Wegbeginn ein Warnhinweis, der den Spray empfiehlt. Es handelt sich jedoch um einen allgemeinen Flyer und keine unmittelbare Warnung, wie sie der Ranger angekündigt hat für den Fall, dass doch Bären in der Umgebung wären. Ich möchte zwar liebend gerne einen Grizzly sehen, jedoch aus sicherer Entfernung und nicht überrascht in wenigen Metern Entfernung wie der Schwarzbär im Sequoia Nationalpark.

Wir sind das erste Auto auf dem Parkplatz und somit auch die ersten Wanderer auf dem Weg. Die Bären sind also noch nicht vorgewarnt… 😉 Vorsichtig starten wir im dichten Wald und halten alle unsere Sinne offen, um eine möglichst lange Vorwarnzeit zu garantieren. Jedes Knacken und Pfeifen wird von uns analysiert und führt teilweise auch zu kurzen Pausen, um es zu orten und einzuordnen. Ich gehe vorsichtig als Bärenwarner voraus und vernehme bald ein deutliches Knacken aus den Büschen direkt am Wegrand. Ich bleibe stehen und warne Silja. Doch anstatt eines Grizzlys begrüsst uns eine Hirschkuh mit ihrem Jungen.

DSC04698

Während Bambi leicht eingeschüchtert und ziemlich nervös durch das Unterholz hüpft, ist die Mutter weitaus zutraulicher und beäugt uns interessiert. Als Silja ihr ruft, kommt sie sogar auf uns zu und bleibt nur gerade zwei Meter entfernt stehen. Herzig ist auch ein Specht, der unmittelbar am Wegrand auf Kniehöhe laut hämmern nach Futter sucht. Er lässt sich durch die zwei Schweizer Wandervögel überhaupt nicht aus der Ruhe bringen und hämmert sich gemütlich ein Schleudertrauma.

DSC04700

Der Aufstieg zuerst durch dichten Wald, dann durch lockere, lichtdurchflutete Baumformationen ist wunderschön aber ziemlich steil. Oberhalb der Baumgrenze bläst der Wind heftig. In den Schlusspassagen sind wir froh um unsere Regenjacken als Windschutz und müssen aufpassen, dass wir im lockeren Schotter nicht umgeblasen werden. Die Rundumsicht vom Gipfel ist jedoch überaus beeindruckend und entschädigt für die Unannehmlichkeiten. Nach kurzer Verpflegungsrast nehmen wir den Abstieg in Angriff, um den Park weiter per Auto zu erforschen.

DSC04710

Wir fahren nordwärts und machen einen Halt beim «Mud Vulcano», der trüb-stinkend vor sich hin brodelt. Danach geht es zum «Grand Canyon of the Yellowstone». Ich habe gar nicht gewusst, dass der Yellowstone seinen eigenen Canyon hat. Dieser muss sich aber überhaupt nicht verstecken und beeindruckt mit seiner Dimension, den Farben und natürlich dem Wasserfall, den wir vom Artist Point bestens einsehen können.

DSC04736

Auf der anschliessenden Fahrt zu den Gesteinsterrassen werden wir kurzzeitig durch eine Bisonherde auf der Strasse aufgehalten, bevor wir das kleine Dorf Mammoth passieren und Zeugen eines ganz einmaligen Spektakels werden. Ein Elk-Harem mit mächtigem Bullen und seinen zahlreichen Frauen hat es sich auf dem sauber gepflegten Rasen der Hotelanlage gemütlich gemacht. Mehrere Rangers haben alle Hände voll zu tun, die wilden Tiere vor der fotografierenden Touristenmasse abzuschirmen und den Verkehr zu regeln, wenn mal wieder ein Tier die Strasse überquert, um zu einem weiteren gepflegten Rasenstück zu gelangen.

DSC04751

Richtig spannend wird es, als der Bulle zum Aufbruch bläst und die Herde in Richtung der aufgestellten Touristen führen will. Sofort müssen die Ranger das Trottoir räumen und die Herde setzt sich in Bewegung. Einige Weibchen reissen jedoch aus, worauf der Bulle sofort aktiv wird: Laut rufend rennt er mitten durch die Hoteleinfahrt nur wenige Meter neben den verdutzten Menschen durch. Glücklicherweise werden keine Beteiligten (Menschen und Tiere) verletzt und die Situation beruhigt sich ein wenig nach der anfänglichen Aufregung. Auch der Bulle scheint sich abreagieren zu müssen, als er daraufhin den gepflegten Rasen mit seinem imposanten Geweih umpflügt. Wir kommen aus dem Staunen fast nicht heraus und amüsieren uns prächtig. Trotzdem fahren wir weiter zu den Gesteinsterrassen.

DSC04765

Durch die ständige Veränderung des Wasserflusses sind diese Formationen immer im Wandel. Nicht nur verändern sie ihre Farben, auch ganze Teile trocknen aus und zerfallen. Oder werden dann wieder «reaktiviert» durch erneut fliessendes Wasser und steigen wieder ins Farbenspiel mit ein. Keine Formation ist wie die andere und es scheint, als wollen sie sich gegenseitig mit ausgefallenen Formen und fast unglaublichen Farbtönen übertrumpfen.

DSC04791

Unseren Parkbesuch wollen wir gemütlich beenden und uns ein Bad im wohl temperierten Fluss gönnen. An einem Zusammenfluss von heissem Quellwasser mit einem Bergfluss befindet sich ein natürliches Jacuzzi. Vom Parkplatz laufen wir hinauf zum Einstieg, werden jedoch kurz vor dem Ziel durch einen mächtigen Elk-Bullen aufgehalten. Er grast friedlich, möchte aber nicht gestört werden. Dies zeigt er eindrücklich, als er mit gesenktem Geweih auf ein Paar los geht, das sich vorsichtig vorbeimogeln möchte. Es kommt glücklicherweise nicht zur Berührung, da sich die beiden schnell zurückziehen und einen alternativen Weg wählen. Dies machen auch wir und gelangen durch den unteren Einstieg in den Fluss. In herrlicher Kulisse geniessen wir das warme bis heisse Bad und lassen einen weiteren eindrücklichen Parkbesuch bestmöglichst ausklingen.

This entry was posted in Weltreise 2015 and tagged . Bookmark the permalink.

2 Responses to Yellowstone Nationalpark

  1. Pingback: Mount Hood | Olis Gedanken

  2. Erich says:

    Macht Spass, din Blog rückwärts z›läse… und dReis quasi vo hinde ufz›rolle! Und du schriibsch spannend und sehr unterhaltsam!

Leave a Reply

Your email address will not be published. Required fields are marked *