Piz Sardona

Alle Jahre wieder wagen wir uns traditionellerweise auf eine ambitionierte Bergtour. Ambitioniert eher im konditionellen als technischen Sinn. Die diesjährige Exkursion führt uns in Calfeisental. Mit dem Auto geht es frühmorgens hinauf nach Vättis und am Gigerwaldsee vorbei zum Parkplatz in St. Martin (noch bevor es zwei Wochen später von der Aussenwelt abgeschnitten wurde).

Geplant war eine ausgiebige Rundtour durchs ganze Tal: Zuerst zur Sardonahütte und dann in der Höhe am Nordhang über diverse Pässe zurück zum Ausgangspunkt. Beschrieben als (gemütliche) Zweitagestour, wollen wir dies in einem Tag schaffen. Ich bin erkältungsmässig leicht angeschlagen, will mir die Tour aber nicht vorenthalten. Wird mich ja wohl kaum wirklich beeinträchtigen. Ich werde noch eines besseren belehrt werden… Zuerst marschieren wir aber frohen Mutes und in herrlicher Morgenstimmung der Sardonahütte entgegen.

Morgenstimmung gegen Osten

Der Tag verspricht wettermässig einiges. Die letzten Wolkenfetzen hängen noch an den Gipfeln, werden aber wohl hoffentlich bald von der Sonne weggebrannt. Beim Aufstieg treffen wir noch einen «Feriengast» in seinem Stall und wechseln ein paar Worte über den Wolf, die Alpwirtschaft und das Kuh-Einzugsgebiet des Calfeisentals. Die Temperaturen sind noch frisch und die nassen Hosenbeine verursacht vom hohen Gras kühlen zusätzlich. Bald beginnt die Sonne zu wirken und begleitet uns bis hin zur Hütte.

Die Wokenresten werden eliminiert

Nach den ersten 800 Höhenmetern genehmigen wir uns einen Kaffee mit Rüeblitorte in der SAC-Hütte. In der Diskussion mit den Angestellten erfahren wir, dass gute Konditionen für die Besteigung des Piz Sardonas (3057 müM) herrschen. Der Weg ist nicht ausgeschildert aber gut mit Steinmandli markiert. Planänderung? Denn damit haben wir klar nicht geplant. Kurze überschlagsmässige Zeitrechnung und Entscheid, heute einen Dreitausender zu besteigen. Ein wenig Ballast lassen wir in der Hütte zurück und machen uns auf den Weg – zuerst noch gut markiert (rot/weiss/rot). Am Punkt 2328 zweigt er dann rechts ab und geht mehr oder weniger in der Fallinie Richtung Sardonagletscher. Leider verdient dieser den Namen nicht mehr wirklich: Wir gehen nur 2-3 Minuten über den Schnee.

Sardonagletscher, oder was von ihm übrig ist

Ich spüre meine Erkältung – vor allem auch in Kombination mit der Höhe. Nun beginnt aber das Kraxeln entlang der Steinmandli und ab und an gemäss den blauen Pfeilen. An exponierten Stellen sind Fixseile angebracht, so dass es vor allem eine konditionelle Frage ist. Nach den steilen und technischen Passagen müssen wir nochmals ein Schneefeld queren und sind dann auf dem Bergrücken, wo man windexponiert dem Gipfel entgegensteigt.

Letzte Höhenmeter gegen den Wind

Endlich oben! Ich habe mich schon frischer gefühlt. Trotzdem ein sehr schönes Gefühl. Aufgrund des Winds bleiben wir nicht sehr lange. Verpflegung, Gipfelbucheintrag und Aussicht geniessen muss aber drin liegen!

Erschöpft auf 3057 müM

Leider erfolgt der Abstieg zur Sardonahütte wieder über die identische Route. Obschon Mittagszeit, verpflegen wir nicht ausgiebig, sondern gönnen uns nur einen grossen Eistee. Schliesslich wollen wir den Rest der Tour noch vor dem Abend hinter uns bringen. Wir werden aber die Pässe nicht mehr mitnehmen, sondern den Höhenweg direkt zum Plattensee laufen.

Wir kommen langsamer voran als gewohnt und geplant. Trotzdem erfreuen wir uns der zahlreichen Fauna. Wir beobachten diverse Vögel inklusive Steinadler. Daneben Murmeltiere, Steinböcke und Gämsen. Leider zumeist in der Ferne und nicht so nah wie im Alpstein. Nach gefühlt ewigem Auf und Ab kommt der Plattensee in Sicht. Bei guter Verfassung hätte ich durchaus einen Sprung zur Abkühlung gewagt. So aber überlasse ich dieses Unterfangen meinem Begleiter.

Von da wählen wir den direkten Abstieg via Plattenalp, Obersäss und dem Alpweg nach Brennboden. So entkommen wir der sengenden Sonne und können die letzten Kilometer im Schutze des Waldes entlang der Tamina bewältigen. Die Strecke zieht sich aber länger hin als gemäss Karte erhofft. In St. Martin gönnen wir uns nach ca. 30 km und 1800 hm ein feines Nachtessen.

Einmal mehr eine anspruchsvolle aber schöne Runde in wunderbarer Landschaft. Rund um die Sardonahütte haben wir noch den einen oder anderen reizvollen Gipfel oder Weg entdeckt. Auch mit Überschreitungen in andere Täler und Kantone. Für mich persönlich nehme ich mit, dass eine seriöse Erkältung für solche Unterfangen nicht zu unterschätzen ist.

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