Alpstein II

Alle Jahre wieder rufen die Berge respektive wir rufen sie. Die Vorbereitung verlief asynchron, indem wir ein paar Daten reservierten und dann diverse Tourenvorschläge hin und her schickten. Auch Zweitäger waren in Diskussion. Je näher die Daten rückten, desto konkreter wurde es und schlussendlich wählten wir einen Eintäger in der Zentralschweiz – respektive hatten zwei in der engen Auswahl. Die Wettersituation mit Gewittern führte dann jedoch dazu, dass wir kurzfristig sämtliche Pläne änderten und uns einmal mehr für den Alpstein entschieden.

Frühmorgens geht es per Auto nach Wasserauen. Dieses Jahr wollen wir nun auch den «Mittelgrat» des Alpsteins bezwingen mit der Marwees (2055 m.ü.M.) als erstes Zwischenziel. Bei bestem Wanderwetter geht es hinauf. Wir wählen nicht den direkten Weg via Bogartenlücke, sondern bezwingen zuerst den Zahme Gocht.

Blick hinauf zum Zahme Gocht

Über die Alp Siegel geht es zur Bogartenlücke. Unterwegs begrüsst uns bei der Oberen Mans noch ein Hermelin, will dann aber doch nicht für den Paparazzo posieren. Bei der Bogartenlücke treffen wir erstmals einige Wanderer, bevor wir rechts steil in den alpinen Wanderweg (weiss-blau-weiss) hinauf zur Marwees abbiegen. Der Weg ist problemlos, jedoch teilweise direkt auf der Krete ausgesetzt. Wir erreichen den offiziellen Gipfel im Nu, verewigen uns im Gipfelbuch und gönnen uns eine Zwischenverpflegung. Das Gipfelkreuz steht jedoch nicht auf dem höchsten Punkt, sondern auf einem rund 60 Meter tieferen Nebengipfel. Deshalb geht es für uns kurzzeitig weg vom markierten Weg und entlang der Wegspur hoch zum wirklichen Gipfel, der extensiv als Schafweide genutzt wird.

Hinab via Widderalpsattel, vorbei an einem toten Schneehuhn geht es Richtung Meglisalp. Die Grosstierfauna hat uns – erstaunlich für den Alpstein – bisher noch nicht zu beeindrucken gewusst. Perfekt zur Mittagszeit erreichen wir das Gasthaus und gönnen uns Appenzeller Chässpätzli zur Stärkung. A propos Grosstierfauna: Direkt vom Mittagstisch die weidenden Kühe streicheln? Meglisalp!

Grosstierfauna auf der Meglisalp

Den «Alpstein-Mittelfinger» haben wir nun auch bezwungen – wie weiter am Nachmittag und hält das Wetter? Der Regenradar stimmt uns gnädig und so planen wir den weiten Bogen via Wagenlücke in Angriff zu nehmen. Danach weiter zum Seealpsee für ein erfrischendes Bad – soweit unser Plan. Frisch gestärkt erscheint uns der Aufstieg kurzweilig und die mystische Stimmung mit tief hängenden Wolken in der Wagenlücke weiss zu entzücken.

Im steilen Abstieg zur Fehlalp dann endlich die ersehnte Gämse – erstaunlicherweise wirklich im Singular. Weit und breit keine Herde grast sie friedlich am Gegenhang und lässt sich nicht beeindrucken.

Rupicapra rupicapra

Kurz vor dem Berggasthaus Mesmer bieten uns ein paar (junge) Murmeltiere die Show, die uns das Hermelin am Morgen verwehrte. Mit wenig Scheu und ausgesprochener Neugierde geniessen sie die Sonne und räkeln sich auf den warmen Steinen.

Neugieriges Marmota marmota

Hinab zum Seealpsee starten die Diskussionen bezüglich unserer Restroute zurück zum Auto. See geniessen und dann gemütlicher Direktabstieg nach Wasserauen? Via Äscher wie vor zwei Jahren? Ich bringe die Ebenalp mit ihrer Bahn ins Spiel… Die letzte Talfahrt ist jedoch bereits um 18:00 Uhr, überschlagsmässig könnte das knapp werden. Das Bad im Seealpsee wollen wir uns aber auf jeden Fall gönnen – somit Schritt für Schritt im wörtlichen Sinn.

Kurz vor dem Seealpsee beim Weiler Spitzigstein grast noch eine Gämsfamilie äusserst entspannt. Wir haben angesichts des angespannten Zeitplans aber nur noch Augen fürs kühle Nass. Direkt unterhalb des Berggasthauses gönnen wir uns eine Abkühlung. Noch bevor wir wieder trocken sind, ist der Entschluss gefasst, den Aufstieg zur Ebenalp zu wagen.

Wir müssen deutlich unter der Wegweiser-Zeit bleiben, um die letzte Bahn noch zu erwischen. Laut Komoot mit unserem Fitnesslevel aber gut machbar. Und so machen wir uns sehr zügig auf den «Todesweg» zum Äscher. Statt in den angegebenen 1.5h schaffen wir es in einem Drittel der Zeit! Nun bleibt sogar noch Zeit für ein Glacé mit Aussicht und das obligate Äscher-Foto.

Glacé-Station

Gemütlich(er) gehen wir nun den letzten Teil durchs Wildkirchli an. Angenehm kühl im Fels und dann die letzten Meter auf dem gut ausgebauten Weg zur Bergstation. In knapp 6.5h reiner Laufzeit haben wir gut 35km (GPS-Signal mehrmals reflektiert) und 2′300hm zurückgelegt. Müde, zufrieden und mit bleibenden Eindrücken schweben wir dem Parkplatz entgegen. Auf dem Heimweg im Auto treffen wir dann auf die angekündigten Regenschauer und beglückwünschen uns einmal mehr zur Routenwahl – die Innerschweiz wäre definitiv sehr viel nasser und ungemütlicher gewesen heute.

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