Business Run Belgrade

Relativ spontan, nämlich zwei Wochen im Voraus, habe ich mich entschieden, beim diesjährigen Business Run in Belgrad mich unserem Firmenteam anzuschliessen. Der Anlass findet jährlich in diversen Städten statt und wächst ständig. So bin ich ziemlich erstaunt, im Vorfeld die stolze Teilnehmerzahl von über 7′500 zu lesen. Ob dies auf den relativ schmalen Wegen der Ada Ciganlija gut kommt? Aber schliesslich ist es ja sowieso primär ein Teamevent…

Da ich schon länger nicht mehr wettkampfmässig gelaufen bin und mehr zweirädrig unterwegs war, mache ich am letzten Wochenende noch einen kurzen Test. Trotz Hitze kann ich die Pace noch unter 4:00 min/km halten. So formuliere ich einmal vorsichtig das Ziel von «unter 20 Minuten» für die 5 Kilometer in Belgrad. Jedoch verunsichern mich die unklare Organisation, Strecke und Wetter noch.

Im Vorfeld wird bekannt, dass aufgrund der vielen Teilnehmern in 5 Wellen alle 30 Minuten ab 17:30 Uhr gestartet wird. Wir werden der letzten Welle um 19:30 Uhr zugeteilt, was Laufen in der Dunkelheit bedeuten wird. Die Fusswege der Ada sind von Strassenlaternen gesäumt und ich hoffe, es werden noch 1-2 zusätzliche Scheinwerfer montiert. Auf eine Stirnlampe verzichte ich beim Packen am Vorabend. Den Tag verbringe ich in Belgrad im Büro, wo ich kurz vor Feierabend auf der Terrasse Zeuge des Gewitters mit starken Winden werde. Glücklicherweise zieht dieses weiter und pünktlich zum Start der ersten Welle ist der Regen vorbei. Wir machen uns langsam auf den Weg von Neubelgrad zur Ada und müssen aufgrund eines Unfalls auf die zweite Brücke mit ziemlich Stau ausweichen. Dank Reserven kommen wir dennoch rechtzeitig an – der stressigste Teil des Abends ist geschafft.

T-Shirts und Race Package haben wir im Vorfeld erhalten und bereit gemacht. So müssen wir nur noch unser Gepäck in den bewachten Zelten abgeben, Gruppenfotos machen und moderat einlaufen. Ich stelle mich schon gut 15 Minuten vor dem Start in den Sektor, um möglichst vorne starten zu können – Überholen wird auf den eher engen Wegen nicht leicht werden. So frühzeitig kann ich mich aber beinahe zuvorderst aufstellen und werde anschliessend noch von zwei Arbeitskollegen unterstützt. Der Rest startet weiter hinten.

Im Startsektor blicke ich mich um und versuche, die Konkurrenten einzuschätzen. Es hat ein paar sehr athletisch Aussehende darunter und ganz vorne steht ein schwarzer Läufer, der in zahlreiche Gespräche verwickelt ist und offenbar besonderen Status geniesst. Ich nehme mir vor, mit einer Pace um 4:00 min/km zu starten und bei Rennhälfte allenfalls zu steigern. Der Regen ist wie erwähnt vorbei, die Temperaturen an sich angenehm, jedoch herrscht extreme Luftfeuchtigkeit.

Pünktlich erfolgt der Startschuss und ich komme gut weg. Nach den ersten Kurven zeigt meine Uhr 3:45 min/km und ich fühle mich so, als könnte ich die Pace lange halten. Jetzt nicht überpacen und gleichmässig loslaufen. Was angesichts der Startkurven, unebenen Strassenverhältnissen bei mangelhafter Beleuchtung sowie zahlreichen Überholmanövern meinerseits nicht ganz einfach ist. Ich meistere die Herausforderungen jedoch bestens und eingangs der langen Geraden zum Wendepunkt beruhigt sich die Situation. Noch immer sind einige Läufer vor mir, jedoch behalte ich das Führungsvelo mit dem schwarzen Läufer stets im Blick.

Noch vor dem Wendepunkt setze ich mich an die zweite Stelle, der Abstand zum Führenden bleibt jedoch konstant. Ich will vor der Hälfte noch keine Körner unnötig verbrauchen und konsolidiere mit konstanter Pace. Der Wendepunkt ist nich gut ausgeleuchtet, jedoch kenne ich die Wege aus meiner Belgrader Zeit noch genügend. Auf dem Rückweg kann ich die Lücke zum Spitzenläufer langsam schliessen. Ich schliesse ein erstes Mal auf, worauf er aber sofort das Tempo verschärft. Ich laufe konstant weiter, viel schneller kann ich aktuell sowieso nicht laufen. Der Magen hält, jedoch spüre ich am ganzen Körper, dass ich bereits im hellroten Bereich bin. Hoffentlich kann ich die Pace wenigstens bis ins Ziel halten.

Etwa 2 bis 1.5 Kilometer vor dem Ziel wird der Führende wiederum langsamer. Und dieses Mal kann ich mit meiner konstanten Geschwindigkeit überholen und ihn sogleich distanzieren. Nun laufe ich direkt hinter dem Führungsvelo, das für mich die Läufer der vorherigen Wellen sowie allfällige Fussgänger auf die Seite scheucht – ein einmaliges Erlebnis in meiner Läuferkarriere. 😉 Ich kann die Pace in der Tat halten, gross steigern geht aber nicht mehr. Wenn nur nicht noch jemand aufholt… Das stetige Anfeuern hilft und zudem bin ich bereits auf dem letzten Kilometer. Jetzt weg vom Uferweg und in zwei Kurven auf die Zielgerade. Ein letzter Blick nach hinten zeigt keine aufschliessenden Gegner und so geniesse ich den Zieleinlauf als Sieger meiner Startwelle in vollen Zügen. Im Ziel gibt es eine Finisher-Medaille und Wasser. Ich schnappe mir ein paar zusätzliche Wasser, um die nachfolgenden Arbeitskollegen zu empfangen. Exakt drei Minuten nach mir kommt der erste Kollege und nach und nach vergrössert sich unsere Gruppe. Alle konnten den Lauf geniessen und die Stimmung im Ziel ist ausgelassen – nachdem die erste Erschöpfung überwunden ist.

Schlussendlich erreiche ich in 19:21 Minuten den 13. Rang von 7648 Teilnehmenden, gewinne zudem die Kategorie «Direktor» und vor allem schaffen wir als Team den 17. Rang von 346 Firmen! Ein überaus gelungener Abend, der gebührend gefeiert wird: Bei Bier und Burgern steigt mit Live-Musik eine gute Party, um bei milden Temperaturen den Abend ausklingen zu lassen.

Ich schaffe sogar eine Erwähnung auf dem serbischen News-Portal.

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