Überschwemmungen

Nun ist es beinahe zwei Wochen her, als grosse Teile des Balkans von Überschwemmungen noch nie dagewesenen Ausmasses heimgesucht wurden. Die Folgen sind natürlich noch lange nicht ausgestanden. Viel mehr kommt die wahre Verwüstung mit dem Rückgang des Wassers erst zum Vorschein.

Für mich in Belgrad schien es fast surreal, dass man in der Hauptstadt praktisch nichts davon mitbekam. Natürlich waren sowohl Save wie auch Donau «gestrichen voll» und eine grosse Solidaritätswelle rollte an und erfasste einen Grossteil der Bevölkerung. Jedoch schien das Leben in Belgrad normal weiterzugehen.

Neben den schrecklichen Fernsehbildern und einigen Erzählungen sah ich während meinen Joggingrunden jedoch auch die aufgeschichteten Sandsäcke und die verhältnismässig kleinen Überschwemmungen in Belgrad.

In den letzten drei Tagen ist der Wasserpegel nun merklich gesunken. Während am Donnerstag der untere Teil der Quais noch vollständig im Wasser war, waren sie gestern bereits langsam sichtbar und heute zu weiten Teilen begehbar – auch wenn teilweise noch sehr feucht.

Die «Gefahr» bei solchen Naturkatastrophen ist jeweils, dass zu Beginn eine grosse Betroffenheit herrscht und dementsprechend fleissig gespendet wird. Jedoch werden die Ereignisse meistens ziemlich schnell vergessen und bei den Wiederaufbauarbeiten werden die Leute alleine gelassen. Diese Gefahr sehe ich durchaus auch in Serbien (und den restlichen betroffenen Ländern) gegeben, da die Infrastruktur stark in Mitleidenschaft gezogen wurde und es an allen Ecken und Enden an Geld sowie Organisation fehlt. Dies war auch bereits in der ersten Phase ein grosses Problem, als sich sehr viele freiwillige Helfer gemeldet hatten, jedoch nicht koordiniert werden konnten und somit gar nicht zum Einsatz kamen.

Von unseren Mitarbeitern und deren Familien ist glücklicherweise niemand direkt betroffen. Trotzdem stimmt es einen nachdenklich, wenn man beispielsweise die Bilder aus Obrenovac sieht, welches knapp 30 Kilometer von Belgrads Stadtzentrum entfernt liegt und ein direkter Vorort der Hauptstadt ist.

Trotz aller Skepsis hoffe ich, dass es der neuen Regierung gelingt, die staatliche Hilfe sowie die eingegangenen Spenden so zu koordinieren, dass sich Serbien rasch erholt. Denn es warten auch ohne diese Naturkatastrophe noch genügend Herausforderungen hier auf dem Balkan…

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