Unterschiede X: Schuhladendichte

Belgrad kann durchaus als Shopping-Paradies bezeichnet werden. Neben den zwei grossen Shopping-Centern Delta City und Ušće bietet beispielsweise die Fussgängerzone Kneza Mihaila viele weitere Shops. Aber auch sonstwo in der Stadt findet man in jeder Gasse und Ecke interessante Läden zum Stöbern.

Silja vor SchuhladenWas aber auffällt, ist die ungewohnt hohe Dichte von Schuhläden. Teilweise reihen sie sich sogar aneinander und bieten mehr oder weniger die gleiche Auswahl (aus Sicht eines Mannes 🙂 ). Ob ein Zusammenhang zwischen dieser Erkenntnis und der Tatsache, dass Silja die Stadt gefällt, besteht, ist jedoch nicht abschliessend geklärt. 😉

Erstaunlich bezüglich Preisniveau ist, dass Luxusgüter wie Markenkleider, Autos oder auch Elektronikartikel nicht wirklich viel günstiger als in der Schweiz sind. Teilweise liegen sogar die absoluten Preise über denjenigen der Schweiz.

Was ich persönlich zu schätzen gelernt habe, ist, dass die beiden grossen Shopping-Center auch Kinos beherbergen. So nutzte ich bisher schon mehrmals ein Wochenendeinkauf, um noch schnell den neusten Film zu schauen. Da alle Filme in Originalton mit serbischen Untertiteln gezeigt werden, stellt auch die Sprache kein Hindernis dar.

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UltraVasan 90

Bereits vor Jahresfrist machte mich ein Arbeitskollege darauf aufmerksam, dass es ab 2014 den berühmten Vasalauf auch im Sommer gibt – als Ultra-Marathon. Nach anfänglichem Zögern – da ich aufgrund meines Umzugs nach Belgrad nicht sicher war, ob das Trainingspensum für einen solchen Lauf ausreichen würde – entschied ich mich trotzdem, dieses Unterfangen zu wagen. Leider waren bis dahin bereits alle Startplätze vergeben. Glücklicherweise konnte man als Ausländer noch entsprechend reservierte Plätze erhalten, was mir dann auch gelang.

Nach dem Belgrad Marathon im Frühling, der nicht ganz wunschgemäss lief, war dies also mein zweiter grosser Laufanlass im 2014. Trotz nicht vollkommen optimalem Training konnte ich noch ein paar gute Longjogs an den Wochenenden vorher einschalten – teilweise in grosser Hitze und unter der sengenden Sonne von Belgrad. Dabei hoffte ich, dass die Temperaturen in Schweden angenehmer sein würden.

Stillleben der Gepäckvorbereitungen

Doch zuerst musste ich einmal nach Schweden kommen. Das Hotel hatte ich bereits im Vorjahr zusammen mit dem Lauf reserviert. Ein weiser Entscheid, war es doch mittlerweile ausgebucht. Der Flug ging mit Lufthansa über München und anschliessend reiste ich per Bahn von Stockholm nach Mora. Die gesamte Anreise verlief problemlos und so war ich bereits am Donnerstagabend am Ort des Laufziels. Am Freitag holte ich die Startnummer und war positiv überrascht über die perfekte Organisation – die lange Geschichte des Vasalaufs machte sich hier bemerkbar. Nach ein paar kleinen Einkäufen bereitete ich meine Gepäckstücke vor, versuchte ein wenig vorzuschlafen und legte mich auch nach dem Nachtessen nochmals hin. Denn um 01:00 Uhr am Samstagmorgen ging bereits wieder der Wecker!

Mit Bussen wurden wir um 02:30 Uhr nach Sälen zum Startgelände gefahren. Auch dieses war extrem gut eingerichtet, obwohl wir natürlich nur einen Bruchteil des Langlauf-Startgeländes beanspruchten. Schliesslich waren auch nur 1000 Startplätze für den UltraVasan 90 vergeben worden. In den verbleibenden 1.5 Stunden genoss ich die Ruhe vor dem Sturm, versuchte mich, warm zu halten und überdenkte mehrmals meinen Tenü- und Ausrüstungsentscheid. Die Wettervorhersage prognostizierte Temperaturen von 9-14 °C mit hoher Regenwahrscheinlichkeit gegen den Nachmittag. Doch ich blieb dabei: kurz/kurz und keinen zusätzlichen Trinkrucksack oder –flasche bis zur Halbzeit. Somit brachte ich die beiden Gepäckstücke zu den Transportwägen. Während das Hauptgepäck direkt nach Mora ins Ziel befördert wurde, konnte man einen Sack mit Wechselkleidern nach Evertsberg zur Halbzeitmarke bringen lassen.

Nun galt es ernst: Die Teilnehmer wurden aufgefordert, den Startbereich zu betreten. Die Stimmung war ausgelassen und man konnte die Spannung in der Luft förmlich spüren. Anders als bei kürzeren Läufen herrschte aber keinerlei Gedränge und die Ellbögen blieben am Körper. Noch war es ziemlich dunkel und die Temperaturen frisch. Als pünktlich um 05:00 Uhr der Startschuss erklang, setzte sich die knapp 800-köpfige Masse in Bewegung. Unter lautem Applaus und Zurufen ging es in eine kurze Startschleife, bevor wir das Startgelände leicht ansteigend in den Wald hinein verliessen.

Ein konkretes Zeitziel nahm ich mir nicht vor, vielmehr wollte ich versuchen, den Lauf als Erlebnis zu geniessen. Und wenn es optimal laufen sollte, stellte ich mir eine Zeit von unter neun Stunden als realistisch vor. Vorerst nahm ich mir vor, mithilfe meiner GPS-Uhr nicht schneller als 5:00 min/km anzulaufen. Ich fühlte mich gut und genoss die frühmorgendliche Stimmung. Die Tenüwahl stellte sich bereits nach kurzer Zeit als richtig heraus. Jetzt hoffte ich lediglich, dass sich die prognostizierten Regenfälle möglichst lange Zeit liessen.

Der erste Teil war nicht sehr technisch, sondern wurde auf breiten Waldstrassen gelaufen. Bereits kurz nach dem Start kam Daen – ein weiterer Schweizer Teilnehmer – von hinten angelaufen und erkannte mich. Trotz Knieproblemen versuchte er, den Lauf zu beenden. Bis zum ersten Verpflegungsposten in Smagan liefen wir zusammen, ehe ich dort das erste Mal ein Toitoi von innen inspizieren musste – nichts Neues bei meinem Magen also.

Nun folgten die ersten technischen Passagen: Single-Trails mit sehr vielen Wurzeln durchsetzt, sumpfige Abschnitte und zahlreiche Holzbrücken, die lediglich aus zwei Brettern bestanden. Da sich zu diesem Zeitpunkt noch immer kleine Gruppen bildeten, wippten die Brücken extrem und das Wasser schwappte mitunter in die Schuhe. Längere Zeit war ich durch eine langsame Gruppe vor mir behindert und ein Überholen praktisch unmöglich. Dabei störten nicht die verlorenen Sekunden, sondern vielmehr die Tatsache, dass ich nicht meinen Rhythmus laufen und nur immer 1-2 Meter voraus schauen konnte. In einem Waldstück konnte ich dann endlich überholen und lief bald darauf wieder auf Daen auf. Bis zum nächsten Verpflegungs- und Totoi-Stopp liefen wir wiederum gemeinsam.

Die Verpflegungsauswahl war relativ üppig und so versuchte ich mich einmal mit Brötchen und einer halben Banane. Und bei den Wasserstellen schnappte ich mir jeweils mindestens einen Becher Wasser. Trotz den Magenunannehmlichkeiten fühlte ich mich nach wie vor gut und war froh, dass es bisher nur ganz leicht nieselte.

Kurz nach Risberg holte ich wiederum Daen ein und wir passierten zusammen die Marathon-Marke, die mit einem grossen Torbogen markiert war – zusammen mit einem anschliessenden Transparent: „We are ultramarathoners!“ Interessant war für mich auch die Tatsache, dass ich die Marathonmarke mit 3:50 Stunden schneller passierte als bei meinem allerersten Marathon in Budapest. Daen musste anschliessend reduzieren und so lief ich alleine nach Evertsberg.

Mittlerweile regnete es in Strömen und ich war komplett durchnässt. In Evertsberg wartete neben Verpflegung auch das persönliche Gepäck. Ich überlegte kurz, ob ich die Socken oder das Shirt wechseln oder sogar die Regenjacke anziehen sollte. Ich verwarf sämtliche Optionen, legte meine Sonnenbrille (bis hierhin in vollem Optimismus auf dem Kopf) in den Sack und nahm dafür die Trinkflasche fürs Handgelenk mit. Daen war mittlerweile auch eingetroffen und entschloss sich nach kurzer Überlegung, das Rennen trotz seinem Knie fortzusetzen. Ich gönnte mir noch einen Teller Pasta und einen Becher Blaubeersuppe, bevor ich mich ebenfalls auf die zweite Hälfte machte.

In Evertsberg sagte Daen noch im Spass, wir können ja unterstehen, bis der Regen aufhört. Und in der Tat liess er bald nach. Ich war sehr froh darüber, kühlt man doch mit völlig durchnässten Kleidern trotz Laufen ziemlich schnell aus . Nun ging es hinunter nach Oxberg. In der Streckenbeschreibung hiess es, ab Evertsberg folge schnelles Terrain, doch kurz darauf fand ich mich im Sumpfgebiet wieder. Dies war ein äusserst kräftezehrender Abschnitt, in dem es mir mehr als einmal fast den Schuh auszog. Daen hatte ich mittlerweile wieder überholt und lief alleine – wobei ich in einer losen Gruppe häufig die gleichen Gesichter um mich sah. Das Feld war aber sehr auseinander gezogen und es gab Phasen, wo ich vor und hinter mir niemanden sah. Dazu kamen teilweise Abzweigungen, wo auf den ersten Blick nicht ersichtlich war, welches die markierte Strecke ist. Immer wieder führte die Strecke durch Abschnitte mit Werbebannern links und rechts – ein klares Anzeichen, dass im Winter der Vasalauf hier durch geht.

Bis hierhin lief ich sämtliche Abschnitte und nahm mir immer wieder neue Ziele vor, bevor ich nicht ins Gehen wechseln wollte. Zuerst Streckenhälfte, dann 50 km, 60 km. Dann entschied ich, jeweils bergauf zu gehen. Insbesondere bei kurzen, steilen Aufstiegen war der Zeitverlust dadurch minimal und die Kräfteersparnis nennenswert. Bei Hökberg – 19 km vor dem Ziel – folgte der letzte, grosse Verpflegungsposten.  Ich gönnte mir nochmals Pasta und Blaubeersuppe.

Beim Loslaufen traf ich einen Schweden, der in Schottland lebt. Nachdem er mir sagte, dass ich noch ziemlich frisch aussähe, kamen wir ins Gespräch und liefen anschliessend zusammen. Dieses „Paarlaufen“ war extrem hilfreich, führte es doch dazu, dass niemand aufgab und ins Gehen wechselte. Entsprechend überholten wir einige Läufer in dieser Phase. Kurz vor Eldris musste ich ihn jedoch vorerst nochmals ziehen lassen.

Eldris war ein letzter, kleiner Verpflegungsstopp 9 km vor dem Ziel. Nun schien es lediglich noch eine Formsache zu sein, nach Mora zu laufen. Seit dem Start gab es jeden Kilometer ein Schild mit den verbleibenden Kilometern bis Mora sowie zur jeweils nächsten Verpflegung. Die mittlerweile einstelligen Zahlen machten Mut, jedoch waren auch die Kraftreserven entsprechend am Ende. Trotzdem lief ich bis auf die Bergauf-Passagen fast alles und freute mich dann, die Zahl „3“ zu lesen. Nun waren auch die ersten Häuser von Mora zu sehen. Wir liefen durch Moras Campingplatz und dann nochmals über eine letzte Steigung: Eine Brücke kurz vor der langen Zielgeraden.

Den Zieleinlauf wollte ich ausgiebig geniessen und die Stimmung entlang der Zielstrasse in Mora war super. Kurz nach 14:00 Uhr erreichte ich nach kräftezehrenden 9:07:53 Stunden das Ziel, was den 44. Kategorienrang (133 overall) bedeutete. Angesichts des reduzierten Trainings und der doch sehr anspruchsvollen Strecke war ich äusserst zufrieden mit der Zeit, auch wenn ich die neun Stunden nicht unterbot.

Selfie mit Medaille

Obwohl die Verpflegung auch im Ziel wiederum reichhaltig war, konnte ich nichts essen. Ich nahm mir ein Getränk, setzte mich auf eine Bank und genoss den Moment. Das Gepäck wartete bereits sauber sortiert und bald darauf stand ich bereits unter der warmen Dusche im Hotel. Anschliessend leerte es dann doch noch wie aus Kübeln herunter und ich war froh, nicht mehr auf der Strecke zu sein. Ein überaus gelungenes Laufwochenende nahm am Abend mit einem Elch-Burger und einem anschliessenden Bier zusammen mit der Schweizer Delegation sein Ende.

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Aeronautical Museum

Bereits Ende Juni besuchte ich (endlich) das Fliegermuseum am Flughafen von Belgrad. Dieses fällt einem jedes Mal auf, wenn man vom oder zum Flughafen fährt, da es direkt an der Strasse liegt und eine Vielzahl von Aussenexponaten sichtbar sind. Als Fliegerfan stand es schon lange auf der Liste und an einem heissen Samstag hatte es auch endlich geklappt.

Da sehr wenige Besucher anwesend waren, konnte ich direkt vor dem Museum parkieren. Es hat einige Parkplätze direkt vor dem Eingang, ansonsten ist es auch einfach zu Fuss zu erreichen von den zahlreichen Parkmöglichkeiten beim Flughafen. Nach dem Bezahlen des Eintritts in der Höhe von RSD 500 ging ich direkt hoch in den ersten Stock.

Predator-DrohneDort befindet sich nämlich das für mich interessanteste Exponat: Die Überreste des abgeschossenen F-117. Das Flugzeug wurde während dem NATO-Bombardement 1999 über Serbien abgeschossen. Auch eine abgeschossene F-16 sowie eine Predator-Drohne (siehe Foto) können besichtigt werden.

Daneben ist eine Vielzahl von (alten) Militärjets und auch Zivilflugzeugen auf den beiden Stockwerken ausgestellt. Im Parterre befinden sich kleinere Exponate sowie ein Shop. Leider kann nur der kleinste Teil der Aussenexponate besichtigt werden. Der grösste Teil der Flugzeuge rottet im hohen Gras vor sich her.

Nachdem ich die neueren Exponate begutachtet hatte, ging ich daher im ziemlichen Schnellzugtempo durch den Rest der Ausstellung und kaufte zum Abschluss noch eine Tasse zum Andenken. Ich hatte mir mehr erhofft und war schlussendlich ein bisschen enttäuscht vom Museum. Es muss jedoch gesagt werden, dass zumindest die gezeigten Exponate in ziemlich gutem Zustand sind.

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SOLA-Stafette

Bereits am 17. Mai fand die 41. SOLA-Stafette in Zürich statt. Wiederum nahm ich mit unserem Firmenteam teil – heuer mit einer leicht umständlicheren Anreise.

SOLA 2014Wie bereits 2012 wurde mir die Strecke 8 zugeteilt, welche von der Uni Irchel zur Sportanlage Fluntern hochführt.

Somit wusste ich, dass den Höhenmetern nicht genügend Respekt gezollt werden kann. Dementsprechend versuchte ich, zu Beginn meine Motivation zu zügeln, um nicht bereits in der ersten Steigung zu übersäuern. Lang ging es dennoch nicht, bis ich mir wünschte, ich möge endlich den Kulminationspunkt erreichen. Selbstredend, dass dies noch lange nicht der Fall war…

Trotzdem hielt ich mich ganz OK und vermochte mich als Verfolger der Spitzengruppe zu etablieren. Das Feld zog sich sehr bald in die Länge und ich fand vorerst keine konstanten Mitläufer, von denen ich profitieren konnte. Jedoch konnte ich meine Verfolger auf Distanz halten. Dass ich ziemlich im roten Bereich lief, zeigte sich beim Übergang in die Waagrechten: Es dauerte jeweils einige Meter, bis ich die Pace erhöhen konnte.

Schon fast auf der Höhe der Masoala-Halle wird der Wald verlassen und wir rannten für einen knappen Kilometer unter der gleissenden Sonne. Hier musste ich 2-3 Verfolger aufschliessen lassen, konnte mich aber eingangs Wald wiederum absetzen.

Für den ultimativen Schlussspurt fehlten mir dann definitiv die Kräfte und ich musste die letzten Reserven mobilisieren, um einigermassen anständig zum Übergabebereich zu gelangen. Kurz vor der Zeitmessung musste ich leider noch zwei Konkurrenten überholen lassen, so dass ich in 25:52,4 den 25. Etappenrang erreichte. Gesamthaft erreichten wir den guten 36. Schlussrang.

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Avala

Avala ist Belgrads Hausberg und befindet sich gut 15 Kilometer ausserhalb des Zentrums. Mit seinen 511 m.ü.M. schafft er es ganz knapp in die Kategorie «Berg». Der Besuch war schon lange auf meiner Todo-Liste – heute Morgen habe ich dies erledigt.

Nach gut 20 Minuten Fahrt – grösstenteils auf der Autobahn – erreichte ich den Fuss des Bergs. Der Berg ist vollständig mit dem Auto befahrbar, das heisst, es führt eine Einbahnstrasse an allen sehenswerten Punkten vorbei.

Denkmal des Unbekannten Soldaten

Als erstes fuhr ich auf die Spitze und besucht das Denkmal des Unbekannten Soldaten. Es wurde zwischen 1934 und 1938 zum Gedenken der Opfer des Ersten Weltkriegs errichtet. Ein schönes Werk, geschaffen aus schwarzem Granit.

Natürlich hat es auch zahlreiche Souvenir-Stände sowie ein Restaurant. Auch entdeckte ich eine Karte mit eingezeichneten Wanderwegen. Dies habe ich mir bereits vorgemerkt, um später mit Joggingausrüstung zurück zu kommen. Mal schauen, wie gut sich Avala als Trainingsgelände eignet.

 

FernsehturmAnschliessend fuhr ich weiter zum Fernsehturm. Der heutige Turm wurde zwischen 2001 und 2009 erbaut, nachdem der erste (baugleiche) Turm 1999 den NATO-Luftangriffen zum Opfer gefallen war. Der Turm misst knapp 205 Meter und bietet eine super Rundumsicht. Für 200 RSD führt einen der Lift in 40 Sekunden zur Aussichtsplattform.

Witzig mutet die Eingangskontrolle an: Pflichtbewusst wurde ein Metalldetektor montiert, der beim Eintreten permanent pfeift – Beachtung schenkt diesem akustischen Störgeräusch jedoch niemand.

Dank minimalem Besucherandrang musste ich weder fürs Hochgehen noch für den Rückweg anstehen. Anschliessend ging es die Passstrasse nach unten und über die Autobahn zurück nach Belgrad.

Ein wirklich schönes und durchaus gepflegtes Naherholungsgebiet. Zudem befinden sich entlang der Strasse zahlreiche Grillplätze und Spielplätze.

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Überschwemmungen

Nun ist es beinahe zwei Wochen her, als grosse Teile des Balkans von Überschwemmungen noch nie dagewesenen Ausmasses heimgesucht wurden. Die Folgen sind natürlich noch lange nicht ausgestanden. Viel mehr kommt die wahre Verwüstung mit dem Rückgang des Wassers erst zum Vorschein.

Für mich in Belgrad schien es fast surreal, dass man in der Hauptstadt praktisch nichts davon mitbekam. Natürlich waren sowohl Save wie auch Donau «gestrichen voll» und eine grosse Solidaritätswelle rollte an und erfasste einen Grossteil der Bevölkerung. Jedoch schien das Leben in Belgrad normal weiterzugehen.

Neben den schrecklichen Fernsehbildern und einigen Erzählungen sah ich während meinen Joggingrunden jedoch auch die aufgeschichteten Sandsäcke und die verhältnismässig kleinen Überschwemmungen in Belgrad.

In den letzten drei Tagen ist der Wasserpegel nun merklich gesunken. Während am Donnerstag der untere Teil der Quais noch vollständig im Wasser war, waren sie gestern bereits langsam sichtbar und heute zu weiten Teilen begehbar – auch wenn teilweise noch sehr feucht.

Die «Gefahr» bei solchen Naturkatastrophen ist jeweils, dass zu Beginn eine grosse Betroffenheit herrscht und dementsprechend fleissig gespendet wird. Jedoch werden die Ereignisse meistens ziemlich schnell vergessen und bei den Wiederaufbauarbeiten werden die Leute alleine gelassen. Diese Gefahr sehe ich durchaus auch in Serbien (und den restlichen betroffenen Ländern) gegeben, da die Infrastruktur stark in Mitleidenschaft gezogen wurde und es an allen Ecken und Enden an Geld sowie Organisation fehlt. Dies war auch bereits in der ersten Phase ein grosses Problem, als sich sehr viele freiwillige Helfer gemeldet hatten, jedoch nicht koordiniert werden konnten und somit gar nicht zum Einsatz kamen.

Von unseren Mitarbeitern und deren Familien ist glücklicherweise niemand direkt betroffen. Trotzdem stimmt es einen nachdenklich, wenn man beispielsweise die Bilder aus Obrenovac sieht, welches knapp 30 Kilometer von Belgrads Stadtzentrum entfernt liegt und ein direkter Vorort der Hauptstadt ist.

Trotz aller Skepsis hoffe ich, dass es der neuen Regierung gelingt, die staatliche Hilfe sowie die eingegangenen Spenden so zu koordinieren, dass sich Serbien rasch erholt. Denn es warten auch ohne diese Naturkatastrophe noch genügend Herausforderungen hier auf dem Balkan…

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Impressionen auf Firmenblog

Wiederum habe ich einige (geschäftliche) Impressionen des ersten halben Jahres auf unserem Firmenblog geteilt.

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Belgrad Marathon

Um mich auch sportlich optimal zu assimilieren, nahm ich mir bereits beim Umzug vor, den Belgrad Marathon im Frühling zu laufen. Die Anmeldung war dann schnell gemacht und so konnte das zielgerichtete Training starten. Wie üblich hatte ich durch den Winter versucht, meine Form mit regelmässigen Trainings zu halten.

Etwa drei Monate vor dem Marathon wollte ich mit dem Trainingsplan beginnen, mit dem ich mich bereits auf meinen bisher einzigen Sub-3-Marathon im 2012 vorbereitet hatte. Als Zielzeit nahm ich mir «irgendwas um drei Stunden – wenn möglich sogar darunter» vor. Leider konnte ich die Trainings durch intensive Arbeitswochen und einige Geschäftsreisen nicht ganz so strikt gemäss Plan durchziehen. Trotzdem gelang mir mehr oder weniger eine solide Vorbereitung.

Als Testwettkampf lief ich vier Wochen vor dem Marathon den Berliner Halbmarathon mit einer ansprechenden Zeit. Unmittelbar danach ging es eine Woche auf die Skis, wobei die Oberschenkel durch die intensiven Skitage arg gefordert wurden. Diese Nachwehen waren in den folgenden Trainings noch gut spürbar. Jedoch fühlte ich mich in den zwei Wochen vor dem Marathon wieder optimal und der letzte Longjog gab mir zusätzliche Zuversicht.

Die ganze Veranstaltung ist klar eine Nummer kleiner als ich es bisher von Zürich oder anderen Laufveranstaltungen gewohnt war. Beim Abholen des Starterpakets war ich der einzige und die Informationen über Verpflegung, Strecke, Start, etc. waren auch sehr rudimentär. Gewöhnungsbedürftig war die Tatsache, dass Marathon und Halbmarathon gleichzeitig gestartet wurden – und mit 10:00 Uhr ungewöhnlich spät. Streckenmässig startet der Marathon im alten Teil, führt dann nach Neu-Belgrad, wo zwei Runden absolviert werden müssen, bevor es wieder zurück über die Save ins Ziel geht. Ich freute mich jedoch sehr auf den Lauf – insbesondere als auch die Wetterprognose sich verheissungsvoll präsentierte.

Am frühen Morgen des Lauftags schien bereits die Sonne und die Temperatur stieg stetig. Es sollte 21 °C mit teilweise starken Windböen werden – nicht gerade Traumwetter für einen Stadtmarathon. Ich ass Zopf mit Honig, eine Banane und schnitt mir zwei Energieriegel in mundgerechte Stücke, um sie anschliessend in Plastik eingepackt mitzuführen. Das Verpflegungskonzept sah nämlich nur Wasser und zweimal Früchte auf der Strecke vor. Guten Mutes fand ich mich eine halbe Stunde vor Startschuss im Startgelände ein – der Magen schien ebenfalls mitzuspielen.

Der Start erfolgte – ganz serbisch – ein paar Minuten nach 10 Uhr. Zuerst führte die Strecke auf einer weiten Schleife mit munterem Auf und Ab durch den alten Teil von Belgrad, vorbei am Slavija-Kreisverkehr und dann über die Brankov-Brücke zum Usce-Shoppingcenter. Hier begann die erste von den zwei erwähnten Schleifen. Wie üblich musste ich mich künstlich drosseln, um nicht sehr viel schneller als 4:15 min/km zu laufen. Ich fühlte mich gut, spürte aber die Hitze schon ziemlich stark. Vor allem das Laufen auf dem Asphalt ohne Schattenpartien schien ein Spiessrutenlauf zu werden.

Kurz nach der 10-km-Marke trennten sich die Strecken von Halbmarathon und Marathon. Und plötzlich lief ich mutterseelenallein! Während noch einige Halbmarathonläufer meine Pace liefen, war das Marathonfeld extrem viel dünner bestückt. Und so liess ich mich von meiner GPS-Uhr takten, statt mich einer Gruppe anschliessen zu können. Vor allem auf dem nun folgenden langgezogenen Stück auf dem Tosin bunar vermisste ich einige Mitläufer: Der Gegenwind blies extrem und liess das Halten der Pace zwischendurch zum Kraftakt werden. Wenn ich nur nicht mein Pulver bereits zu früh verschiesse…

Zurück auf der Jurija Gagarina und vorbei an Delta City brannte die Sonne erbarmungslos auf den Asphalt. Die Halbmarathonmarke passierte ich trotz kurzer Austretenspause unmittelbar davor in guten 1:29:27. Obwohl ich noch keinen Hunger verspürte, gönnte ich mir prophylaktisch das erste Riegelstückchen zusammen mit einigen Schlucken Wasser. Offenbar keine gute Idee. Denn bereits beim Usce spielte mein Magen verrückt. Also ab aufs Toitoi und einige wichtige Sekunden verschenken.

Anschliessend konnte ich wieder meine Pace laufen, musste aber schon sehr bald auf dem Tosin bunar der Hitze Tribut zollen und reduzieren. Die Pace näherte sich von Kilometer zu Kilometer mehr den 4:30 Minuten. War ich zu schnell gestartet, hatte ich die Wetterverhältnisse unterschätzt, war meine Form doch nicht so gut? In diesem Moment war die Ursache irrelevant, aber die Symptome umso deprimierender. Ich kämpfte darum, möglichst durchzulaufen, musste aber je länger desto mehr kurze Gehpausen einlegen.

Richtig hart wurde es dann auf dem Rückweg auf der Jurija Gagarina. Mit kurz gesteckten Zielen («bis zur nächsten Kreuzung rennen») versuchte ich, die Pace nicht ganz einbrechen zu lassen. Die drei Stunden hatte ich mittlerweile abgeschrieben, trotzdem wollte ich noch eine tiefe 3er-Zeit laufen. Pro Verpflegungsstand war das Prozedere nun eine Flasche Wasser über den Kopf, die zweite zum Trinken. Irgendwie schaffte ich es so zurück zum Usce.

Auf der Brankov-Brücke war die Stimmung toll. Viele Fussgänger auf der Gegenseite und darunter einige Halbmarathon-Läufer auf dem Heimweg. Kurz vor der Brücke passierte ich noch einige arme Seelen, die sich soeben kurz vor der Zeitlimite auf die zweite Runde machten. Ich durfte glücklicherweise Richtung Innenstadt und somit Ziel laufen. Doch es ging einfach nicht mehr – der Motor war definitiv leer.

Photo 04.05.14 11 38 03Mit der Mobiliserung meiner letzten Kräfte schaffte ich es mehr schlecht als recht auf die Zielgerade, wo ich zwar zu einem direkten Konkurrenten aufschliessen konnte, dessem Schlussspurt aber leider nichts entgegen setzen konnte. Und so überquerte ich die Ziellinie schlussendlich in 3:11:56 und klassierte mich auf dem 27. Rang von 433 klassierten Läufern.

Obwohl ich schlussendlich froh war, im Ziel zu sein, war die Enttäuschung trotzdem gross. Ich hatte mir ganz klar mehr vorgenommen für diesen Lauf. Somit ist die Wahrscheinlichkeit sehr gross, dass dies nicht mein letzter Marathon war. Vielleicht sogar noch einmal in Belgrad im nächsten Jahr?

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Unterschiede IX: Baustellen

Seit dieser Woche spriessen nicht nur die Pflanzen hier in Belgrad, sondern auch die Baustellen. Als sei bis letzte Woche kompletter Baustopp gewesen, werden nun sämtliche Strassen synchron aufgerissen. Nicht, dass es da nichts zu flicken gäbe, aber die Art und Weise erstaunt schon sehr, wenn man sich das organisierte Vorgehen in der Schweiz mit der ausgeklügelten Beschilderung gewohnt ist.

Baustelle

Und genau diese Beschilderung – oder eben deren Nichtvorhandensein – ist das Ungewöhnliche bis Gefährliche an der ganzen Sache. Die Baustellen werden nicht etwa einige Meter vorher angekündigt, so dass man frühzeitig die Spur wechseln oder sogar eine Umfahrung nehmen könnte. Im besten Fall steht direkt vor dem Loch ein Schild, das auf die Arbeiten hinweist. Je nach Strassenbreite kann man dann ausweichen oder muss umkehren – zusammen mit der ganzen Schlange Autos, was dann mitunter zu gegenseitiger Behinderung bis zur vollständiger Blockierung führt.

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Berliner Halbmarathon

Bereits vor zwei Jahren nutzte ich den Berliner Halbmarathon zur Vorbereitung auf einen Frühjahrsmarathon. War es dazumal der Zürich Marathon, so wird es dieses Jahr Ende April derjenige in Belgrad sein. Während vor zwei Jahren lediglich Silja und ich den Weg nach Berlin antraten, waren wir heuer eine Gruppe von neun Leuten.

Ich flog am Freitagabend von Belgrad nach Zürich, um in aller Früh am Samstag zusammen mit Silja nach Berlin weiterzufliegen. Die anderen aus unserer Gruppe waren bereits Donnerstag und Freitag angereist und so trafen wir fast alle beim Morgenessen im Hotel. Als erstes ging es danach zum alten Flugfeld Tempelhof, wo die Läuferexpo mit Startnummernausgabe stattfand. Aufgrund der verstärkten Sicherheitsvorkehrungen (Boston lässt grüssen), mussten wir uns mit einem amtlichen Ausweis ausweisen und bekamen ein Armband angelegt, das wir erst am nächsten Tag im Ziel abnehmen durften.

Nach einem gemütlichen Stadtbummel und der obligaten Portion Pasta am Abend gingen wir ziemlich zeitig ins Bett – schliesslich sollte uns die Zeitumstellung noch eine Stunde «stehlen». Ich gehörte zur frühen Frühstücksschicht und gönnte mir einige Kohlenhydrate am Buffet. Danach ein kurzes Einlaufen zum Startgelände und zurück, um ein letztes Mal Kraft zu tanken. Durch die starken Sicherheitsvorkehrungen wurde teilweise geraten, bis zu eineinhalb Stunden vor dem Start zum Startgelände zu gehen. Da unser Hotel ziemlich nah lag und wir uns nicht unnötig nervös machen wollten, beschränkten wir uns auf 40 Minuten – nicht zuletzt, um den Start der Inline-Skater und somit von Fige zu sehen.

Anschliessend versuchten auch wir, uns in unsere Startblöcke zu begeben. In Berlin wird stets sehr genau darauf geachtet, dass im richtigen Startblock eingestanden wird – was ich überaus begrüsse. Jedoch kamen in diesem Jahr zusätzliche Sicherheitsschleusen hinzu, welche sich im hinteren Drittel des Startbereichs befanden. Somit musste ich mich anschliessend ganz nach vorne kämpfen, so dass die Zeit doch noch relativ knapp wurde.

Um 10:05 Uhr erfolgte der Startsschuss und das Feld setzte sich langsam in Bewegung. Wie bereits vor zwei Jahren konnte ich ab Startlinie sofort meine Pace laufen, welche sich bei 3:50 min/km einpendelte. Der Trainingsplan sah vor, den Halbmarathon unter 1:25 h zu laufen. Insgeheim hoffte ich, meine Bestzeit von 1:22:33 h anzugreifen. Jedoch war ich mir des reduzierten Trainingsstandes bewusst und versuchte, möglichst gleichmässig und trotzdem im Bereich der Bestzeit anzulaufen.

Ich fühlte mich gut und auch die Bedingungen waren schlicht perfekt. Unter dem Brandenburger Tor durch, an der Siegessäule vorbei und schon fast war die Charlottenburg erreicht. Nach einer engen Rechtskurve folgte schon bald die 10-km-Marke, die ich in 39:14 min passierte und somit gut im Zeitplan war. Ich trank regelmässig einen Becher Wasser, um mich angesichts der Sonneneinstrahlung hydriert zu halten.

Bei Halbzeit fand ich zwei Läufer, die sehr konstant mein Tempo liefen, während ein Grossteil bereits Mühe hatte, die Pace zu halten. So überholten wir im Dreierteam ständig und hielten das Tempo. Bald musste einer der beiden abreissen lassen und ich übernahm die Führung. Doch bei Kilometer 16 zog auch ich eine kurzzeitige Schwächephase ein, was sich jedoch nicht allzu stark auf das Tempo auswirkte. Es erforderte jedoch einiges an mentaler Überwindung, nicht zu verlangsamen.

Endlich tauchte Checkpoint Charlie auf – von der letzten Teilnahme wusste ich, dass es nun nicht mehr weit war. Ich mobilisierte die letzten Reserven, welche jedoch keine grosse Tempoverschärfung mehr zuliessen. Und so lief ich mehr oder weniger konstant bis ins Ziel am Alexanderplatz, wobei kurz vor Zieleinlauf die Nicht-Läufer aus unserer Gruppe (sowie der bereits geduschte Fige) mich lautstark über die Ziellinie jubelten. Im Gegensatz zu letztem Mal ging das Ernährungskonzept voll auf und ich musste unterwegs nie ein Toitoi aufsuchen. 🙂

Schlussendlich lief ich in 1:22:55 durchs Ziel, was den 60. Platz in meiner Kategorie (und 285. gesamt) bedeutete. Damit bin ich zufrieden und gespannt auf den Marathon in drei Wochen.

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