Ho Chi Minh City (Saigon)

Die Busfahrt von Phnom Penh nach Ho Chi Minh City ist eine super Gelegenheit, Land und Leute zu bestaunen. Vor allem mit was und wie die Leute auf den Strassen unterwegs sind, sorgt auch ausserhalb der Stadt immer wieder für Erstaunen und Lacher meinerseits. Das wir bisher noch nicht Zeugen eines Unfalls wurden (mitunter auch mit Selbstbeteiligung), grenzt für mich an ein kleines Wunder.

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Das Hotel erreichen wir ab der Busstation zu Fuss und – oh Wunder! – es ist sogar bereits fertig gestellt. 😉 Auf den ersten Blick scheint es in Vietnams zweigrösster Stadt noch mehr Motorräder als in Phnom Penh zu haben, jedoch ist die Staubbelastung nicht ganz so dramatisch. Müde von der Busfahrt gönnen wir uns ein feines Nachtessen im Hard Rock Cafe, wo ausnahmsweise eine lokale Coverband live aufspielt. Diese ist erstaunlich gut und wir lassen den Abend mit guter Musik und einem lokalen Bier ausklingen.

Am ersten Tag besuchen wir das Kriegsopfermuseum mit spannenden Ausstellungsstücken – unter anderem eine ganze Armada an Fluggeräten und Panzern um das Gebäude. Im Gebäude wird chronologisch die Geschichte Vietnams seit dem Status als französische Kolonie erzählt. Selbstverständlich ist die Erzählung extrem vietnamesisch gefärbt und es wird vor allem auf die Kriegsverbrechen der USA sowie die Langzeitfolgen von Agent Orange eingegangen. Interessant, spannend, traurig und auf jeden Fall einen Besuch wert.

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Auch am zweiten Tag bleibt unser Fokus auf dem Vietnamkrieg: Wir haben eine Tour zu den Cu Chi Tunnels per Speed-Boot gebucht. In etwa 90 Minuten geht es auf dem Saigon River direkt von der Stadt hinaus zum Tunnelgelände. Der Vorteil der morgendlichen Tour per Speedboat ist, dass man vor allen Bustouren ankommt und somit die Ausstellung ohne grossen Andrang erleben kann.

Unsere sehr kompetente Führerin zeigt uns nach einer kurzen Einführung an den diversen Ausstellungsposten direkt im Dschungel, wie die Tunnels entstanden, wie die Leute darin lebten und kämpften, wie sie geschützt und verteidigt wurden. Als Höhepunkt dürfen wir bis zu 100 Meter unterirdisch im Tunnelsystem zurücklegen. Dabei muss gesagt sein, dass dieser Abschnitt extra für (westliche) Touristen ausgebaut – sprich vergrössert – wurde. In den ursprünglichen Abmessungen hätte eine westliche Durchschnittsperson nicht durchgepasst – weshalb die Amerikaner während dem Krieg auch Spezialeinheiten mit indogenen Völkern für den Tunnelkampf aufgestellt hatten.

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Das Schöne an so langen Ferien ist auch, dass man nicht jeden Tag volles Programm haben muss, um ja nichts zu verpassen. Auch einen Tag relaxen, die Ferien bei einem guten Kaffee oder kalten Bier geniessen und ein spannendes Buch lesen – das ist Lebens- und Ferienqualität! An einem solchen Tag liegt dann auch noch der Zoo drin, dessen Anlage zwar sehr weitläufig ist, was jedoch nicht für die Tierkäfige gilt. Witzig ist der Affenkäfig: Die Jungen passen durch die Gitterstäbe und vergnügen sich auch ausserhalb, was ein paar herzige Schnappschüsse erlaubt.

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Bereits bei unserer Reiseplanung bemerkten wir, dass die Regensaison während unserem Aufenthalt bereits beginnt. Dies haben wir nun vereinzelt zu spüren bekommen. Beispielsweise während meinem gemütlichen Abendjogging im mörderischen Verkehr von Ho Chi Minh City. Ich spüre zuerst einige Tropfen und sehe den Himmel dunkel werden. Auf einmal füllt sich der Bürgersteig mit Mopedfahrern, die anhalten und den Regenschutz montieren. Ich weiche im Zick-Zack aus und bahne mir meinen Weg, kurz bevor der wolkenbruchartige Regen auf mich niederprasselt. In Sekunden bin ich bis auf die Haut nass und auch die Socken bleiben in den knöcheltiefen Sturzbächen, die sich überall bilden, nicht verschont. Da es nach wie vor warm ist und die Luft sogar etwas gewaschen wird, geniesse ich auch die zweite Hälfte meines Aquajoggings.

Am letzten Tag planen wir nochmals Action – wiederum per Speed-Boat. Nachdem die Tour ins Can-Gio-Naturschutzgebiet bereits ausgebucht ist, entscheiden wir uns fürs Alternativprogramm Mekong-Delta. Wir werden nicht enttäuscht – im Gegenteil: Dank einer wiederum super lokalen Führerin ist der ganze Tag extrem spannend. Wir lernen viel über das normale Leben auf dem Land, die Gepflogenheiten und Traditionen. Auf verwundenen Kanälen geht es ins Herz des Mekong-Deltas und wir erreichen Dörfer, die man mit den Bustouren nicht sieht, da diese vor allem auf den ausgelatschten Touristenpfaden stattfinden.

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Auch die Hin- und Rückfahrt ist sehr kurzweilig, da wir an den Ufern und im Wasser immer wieder Sehenswertes entdecken. Zusammen mit den interessanten Hintergrundinfos von Hang, unserer Führerin, können wir uns einen super Eindruck über Land und Leute machen. Wir besuchen Tempel, ein Waisenhaus, einen lokalen Markt oder ein Dorf, das sich ganz der Herstellung von Anti-Insekten-Räucherstäbchen verschrieben hat (was man bereits aus einem Kilometer Entfernung riecht).

Spannend ist auch der Besuch einer Familie auf dem Land, welche Pythons zum späteren Verkauf züchtet. Sehr eindrücklich, so ein 60-Kilogramm-Exemplar zu berühren und sogar über die Schultern zu legen.

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Heute geht es per Flugzeug weiter nach Danang, wobei wir anschliessend direkt nach Hoi An weiterreisen. Dort lassen wir uns von der Altstadt, die seit 1999 UNESCO-Weltkulturerbe ist, während zweier Tage verzaubern.

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Phnom Penh

Diesmal sind wir nicht zu früh am Flughafen. Trotzdem ist das Check-in bei unserer Ankunft noch geschlossen. Da es nur ein Inland-Flug ist, läuft alles kurzfristiger – aber trotzdem pünktlich. Nach einem kurzen aber schönen Flug landen wir in Kambodschas Hauptstadt Phnom Penh.

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Die Taxi-Situation gestaltet sich nicht so «sauber» wie in Siem Reap: Wir müssen uns direkt an einen Fahrer wenden. Trotzdem erhalten wir einen vernünftigen Preis zu unserem Hotel, das Silja bereits vorgängig basierend auf Online-Reviews und Bildern gebucht hat. Diese Buchungsgrundlagen werden sich noch rächen…

Voller Freude erfahren wir beim Check-in, dass wir in die Residential Suite upgegradet wurden. Das Zimmer präsentiert sich sehr modern und man «riecht sogar noch die Baustelle». Etwas komisch mutet zwar die fehlende Tür ins Badezimmer und die Nichtexistenz sämtlicher Dusch- und Badevorhänge an, doch als «High-end Backpacker» (in diesem Kontext liegt die Betonung auf «Backpacker») wollen wir ja nicht kleinlich sein.

Als wir jedoch in der Nacht mehrmals dehydriert aufwachen und uns wie Dörrpflaumen im Backofen fühlen, kommen erste Zweifel auf. Wir könnten die Hitze zwar mit der Klimaanlage bekämpfen, was aber starke Lärmemissionen zur Folge hätte. Endlich Morgen, freuen wir uns auf das ausgiebige Frühstücksbuffet gemäss Beschrieb – zu früh gefreut, Fehlanzeige! Wir dürfen zwar zwischen Nudeln und Spaghetti und Schwein oder Geflügel wählen, mehr ist aber nicht drin. Auch scheinen wir die einzigen Gäste zu sein und die Online-Reviews entpuppen sich allesamt als Fakes (Frühstücksbuffet, Shop in der Lobby, Frühstück auf dem Dach beim Pool, etc.)

Wir beschliessen, das Hotel nach bereits einer Nacht (statt den reservierten drei Nächten) zu wechseln. Nach intensivem Gespräch mit dem Receptionist, der dabei mehrmals ins Büro des General Managers (GM) muss und sozusagen als Brieftaube fungiert, können wir uns durchsetzen. Schlussendlich zeigt sich dann auch noch der GM und wir führen ein freundliches Klärungsgespräch. Online haben wir bereits ein Hotel zwei Blocks weiter gebucht und ziehen zu Fuss um. Dort werden wir keine 30 Minuten seit unserer Buchung bereits erwartet und herzlich empfangen.

Kurz Gepäck deponieren und los geht unsere Entdeckungstour im Tuol-Sleng-Genozid-Museum. Das ehemalige Gymnasium wurde nach Machtübernahme der Roten Khmer in ein Foltergefängnis verwandelt und dient heute als Museum mit Gedenkstätte. Man sieht Zellen, Gebeine, Gegenstände und erfährt mittels Texttafeln, Fotos und einem Film mehr über Hintergründe und die bewegte Geschichte Kambodschas im Allgemeinen. Traurig, schockierend und zum Nachdenken anregend. Die Präsentation und das Erlebnis als Museum könnten jedoch noch verbessert werden.

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Phnom Penh ist extrem chaotisch und ziemlich dreckig. Dies erleben wir auch auf dem Markt, wo vor allem im Lebensmittelteil allerlei Zeugs feil geboten wird, das bei uns nicht unbedingt auf dem Speiseplan landen würde. Trotzdem genehmigen wir uns einen Snack und lassen uns auf ein paar Experimente ein, die wir nicht bereuen. Am Abend werde ich dann richtig mutig und bestelle zum Dessert einen Durian-Shake. Während Silja die «Stinkfrucht» wörtlich nicht riechen kann, finde ich es eine durchaus valable Alternative im sonst eher eintönigen Shakemarkt.

An unserem letzten vollständigen Tag in Kambodschas Hauptstadt planen wir den Königspalast zu besichtigen, verpassen es jedoch zwei Mal aufgrund der Öffnungszeiten: Der Eingang des Palasts wird sowohl morgens als auch nachmittags jeweils vor der eigentlichen Schliessungszeit bereits zu gemacht. Das Alternativprogramm stellt sich jedoch als sehr viel interessanter heraus: Wir besuchen die sogenannten «Killing Fields», welche einige Kilometer ausserhalb Phnom Penhs liegen. Unser Stamm-Tuk-Tuk-Fahrer hat uns langsam lieb und spendiert uns für die 40-minütige Staubtherapie diese chicen Masken.

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Die Masken in Kombination mit Sonnenbrille helfen, uns sterile Bünzlibürger vor der rauhen kambodschanischen Wahrheit zumindest soweit zu beschützen, so dass wir nicht hustend und tränend die ganzen Eindrücke verpassen. Diese sind vor allem bezüglich motorisierter Fortbewegungsmittel mannigfaltig. Ein Auszug dessen, was ich mit eigenen Augen gsehen habe: Moped mit fünf Personen; Auto (normales Coupé) mit über 10 Personen (konnte nicht genau zählen); Krankentransport mit Moped, wobei Infusionsbeutel von Hilfsperson hochgehalten wird.

Die Killing Fields sind extrem bedrückend. Mittels gratis Audio-Guide wandelt man durch die Exekutionsplätze und vorbei an Massengräber, um so die Geschichten dort zu erfahren, wo sie vor 40 Jahren geschehen waren. Wenn man hört, dass ein Viertel der damaligen Bevölkerung – sprich drei Millionen Menschen – durch das eigene Volk ausgelöscht wurde, kann man dies fast nicht begreifen. Doch wenn man dann noch erfährt, wie brutal die Folter- und Tötungsmethoden gewesen waren und wie willkürlich die Opfer ausgewählt wurden, dann wird es umso unbegreiflicher. Nicht zu sprechen vom Fakt, dass die Roten Khmer um Pol Pot lange nach ihrer Schreckensherrschaft von einem Grossteil der westlichen Welt als die rechtsmässigen Herrscher Kambodschas angesehen wurden und für Kambodscha in der UNO sassen.

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Zum Nachtessen gehen wir an den Nachtmarkt im Norden der Stadt und stellen uns wiederum ein abenteuerliches Menü zusammen. Auf die frittierten Frösche verzichten wir hingegen – die scheinen uns eindeutig zu fettig zu sein. 😛

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Für den Dessert geht es in eine nahe gelegene Frozen-Yogurt-Bude. Mit einem sündigen Becher im klimatisierten Lokal sitzend und die Ferien geniessend sehen wir einen kleinen Jungen mit Bauchkiosk herein kommen. Ziemlich konzept- und lustlos sitzt er herum und kommentiert die Rechenkünste des Verkäufers, ohne wirklich aktiv zu betteln. Trotzdem tut er uns irgendwie leid und Silja ergreift die Initiative, ihm einen Becher Eis zu kaufen. Seine Augen glänzen, als er sich den Dessert zusammen stellen und anschliessend geniessen darf. Und im Gegensatz zum Geld, das er zuhause abgeben muss, darf er das Eis behalten.

Wir sind in Phnom Penh ziemlich selten zu Fuss unterwegs. Einerseits ist es sehr heiss, andererseits die Tuk Tuks schön günstig. Aber auch sonst ist das Konzept «Gehen» nicht wirklich in der Stadt angekommen. Es gibt zwar Trottoirs, jedoch sind diese häufig von Tuk Tuks, Mopeds oder Garküchen zugestellt, so dass man auf die Strasse ausweichen muss und dabei unweigerlich in Gefahr läuft, das staubige Zeitliche zu segnen. Zudem gibt es einige Bäume, welche die vorgesehenen Gehwege säumen. Diese sind jedoch nur bis «Asiatenkopfhöhe» freigeschnitten, so dass zumindest eine Hälfte unserer Reisegruppe sich ständig bücken muss (Hinweis: Es ist nicht Silja).

Mit dem Vietnam-Visa aus Bangkok und dem Busticket von Sapaco Tourist im Sack machen wir uns nun auf zur Busstation für die sechsstündige Fahrt über die Grenze.

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Siem Reap

Der Flug mit Cambodia Angkor Air war praktisch leer und ging extrem pünktlich – natürlich aber zur verschobenen Zeit, wie bereits berichtet. Bereits im Anflug erhaschten wir dank des guten Wetters erste Eindrücke von Kambodschas Landschaft.

Das Visum-Prozedere ist speditiv und dient eher dazu, 30 USD von jedem Touristen abzuknöpfen. Auch nach dem Verlassen des Flughafengebäudes werde ich positiv überrascht: In schönem Kontrast zur Abzock-Mentalität in Bangkok werden wir an den offiziellen Taxistand verwiesen, der die Leute zu publizierten Preisen den Fahrzeugen zuteilt. Unser Taxifahrer San erklärt uns bereits auf dem Weg zum Hotel erste Details und ist uns auf Anhieb so sympathisch, dass wir ihn direkt für den Folgetag als «Tempelfahrer» buchen.

Und so ziehen wir am Morgen los im schön klimatisierten Taxi. Nach dem Obulus in der Höhe von 20 USD für einen Tageseintritt zu den Tempelanlagen fährt uns San zuerst zu Angkor Thom. Dies war nicht nur ein Tempel, sondern die erste richtige Metropole im asiatischen Raum – lange bevor beispielsweise Bangkok aufkam. Durch die intelligente Zuhilfenahme von Wasser-Reservoirs überdauerten die Bauwerke auch bei den stark schwankenden Wasserständen.

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Die meisten Anlagen sind aus Sandstein, der passgenau geschichtet und anschliessend eindrücklich verziert wurde – in Angkor Wat teilweise auch vergoldet. Dieses weltweit grösste religiöse Bauwerk besuchen wir nach dem Mittag. Die Besucherströme sind eher klein und bestehen fast nur aus Asiaten – die Europäer und Amerikaner kommen lieber in den Monaten, wenn es zuhause kälter ist. So sind wir ziemlich «effizient» beim Besichtigen und können die Zeit statt mit Anstehen fürs Staunen nutzen. Der Schweiss rinnt in Bächen an uns herunter und es kommen erste Klagen vom weiblichen Teil unserer Reisegruppe. 😉 Glücklicherweise können wir uns zwischendurch im Taxi herunterkühlen.

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Da noch Zeit bleibt und wir San für den ganzen Tag gebucht haben, entschliessen wir uns, auch das Landminen-Museum gleichentags zu besuchen. Ursprünglich hatten wir es für den zweiten Tag geplant. Das Museum liegt etwa 20 km ausserhalb Siem Reap und ist sehr klein – es umfasst nur gerade vier Räume. Errichtet wurde es von Aki Ra, einem ehemaligen kambodschanischen Kindersoldaten, der sich nun der Minenentschärfung verschrieben hat. Neben objektiven Informationen über Landminen wird auch seine Geschichte erzählt. Sehr interessant und durchaus einen Abstecher wert.

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Auf dem Weg zum Museum und zurück passieren wir zahlreiche – meist auf Stelzen gebaute – Wohnhäuser der lokalen Bevölkerung. Sehr eindrücklich und auch irgendwie grotesk zu sehen, in welch einfachen Verhältnisse die Bevölkerung lebt, während wir im Hotel ein paar Kilometer entfernt alle Annehmlichkeiten inklusive Pool geniessen dürfen. Zusätzlich sieht man viele Kinder bei den Tempelanlagen, die betteln oder Ramsch verkaufen möchten. Dazu wird auf Schildern davor gewarnt, ihnen Geld zu geben, da es sie anspornt, zu betteln statt zur Schule zu gehen.

Gäbe es einen Index für H-ROI (health return of investment), so würde dieser für meinen Abendsport wohl negativ ausfallen. Nach der ausgiebigen Tempeltour bis in den Nachmittag hinein und etwas Pool-Erholungszeit am späteren Nachmittag jogge ich für den Sonnenuntergang zum Tempel Angkor Wat. Dies jedoch direkt am Strassenrand neben langen Tuk-Tuk- und Moped-Schlangen. Die Luftqualität ist dementsprechend. Jedoch wartet zumindest der E-ROI-Index (emotional return of investment) mit einem positiven Resultat auf: Trotz – oder gerade dank – bedecktem Himmel zeigt sich ein imposantes Schauspiel, als eine Regenfront anrückt. Ein dunkles Wolkenband begleitet von sehr starkem Wind fegt über die Tempelanlage, die sich im mystischen Licht bestens präsentiert.

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Am Abend geht es per Tuk-Tuk – respektive der kambodschanischen Variante «Remorque» – ins Zentrum von Siam Reap. Die Remorques sind Mopeds («Sackgeldverdunster» auf Schweizerdeutsch) oder kleine Motorräder mit einem Personenanhänger. Ganz touristisch tauchen wir in die Discostrasse ein, in der auch viele Backpacker Halt machen. Wir gönnen uns einen Fisch-Spa und kommen mit einem deutsch/kolumbianischen Paar ins Gespräch, das mit dem Bus von Bangkok gekommen ist. Den netten Abend lassen wir bei einem guten lokalen Nachtessen und einer miserablen Fussmassage ausklingen.

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Trotz der nicht optimalen Laufstrecke wage ich es auch nochmals am letzten Tag, eine Runde zu drehen. Wie oft kann man schon in einer solch historischen Umgebung trainieren? Die Parkwächterin kurz vor Angkor Wat will mich zuerst nicht passieren lassen. Doch nach freundlichem Gespräch lässt sie mich auf einer (abgekürzten) Route durch und informiert ihre Kollegen vom nächsten Posten, dass ein weisser, hitzeresistenter Läufer zu erwarten sei. Kurz vor unserem Hotel passiere ich eine Schule, wo mir mehrere Schulkinder in ihren Uniformen herzlich zuwinken. Solch schöne Momente mögen jeweils auch die oben geschilderten «Zweifel» etwas relativieren. Zudem komme ich kurz nachher am Kinderspital von Beat Richner vorbei, in dem praktisch alle Kinder vom Norden des Landes (der Süden geht ins Spital in Phnom Penh) untersucht und behandelt werden.

Die kulturellen Unterschiede machen eine solche Reise aber auch sehr spannend. Lustig zu beobachten ist der Umbau unseres Hotels, wo die Arbeiter ohne jegliche Sicherung auf den Armierungseisen im dritten Stockwerk herumturnen. Auch geschweisst oder mit der Trennscheibe gearbeitet wird komplett schutzlos.

Auch wenn die Leute hier sehr viel herzlicher als in Thailand sind, so ist es trotzdem nicht immer ganz einfach, sie zu verstehen. Wenn mancherorts die Mimik über schwache Sprachkenntnisse hinweghelfen kann, erhält man hier zu jeder Antwort stets ein freundliches Lächeln. 🙂

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Bangkok

Endlich geht es los! Mit Swiss LX 180 starten wir zur zweiten Etappe (erste Etappe: siehe letzter Belgrad-Beitrag) von Zürich nach Bangkok. Der Nachtflug verläuft ruhig – abgesehen von olfaktorischen Attacken aus dem Mund von Siljas Sitznachbarn.

Mit dem Taxi geht es am Morgen ziemlich müde zum Hotel. Um uns schnellstmöglich an die Zeitverschiebung zu gewöhnen, gönnen wir uns keinerlei Schlafpause, sondern starten direkt mit der Stadterkundung.

Noch haben wir den gratis Hotel-Schiffsshuttle nicht entdeckt und schlendern zum Schiffsterminal. Von dort geht es per Boot ein paar Kilometer nordwärts zum Tempel des liegenden Buddhas sowie zum grossen Palast. Dank unserer Recherche im Vorfeld wissen wir, dass sämtliche aktive Hilfestellungen von Thais ausgeschlagen werden sollen, da diese durchwegs darauf aus sind, Touristen über den Tisch zu ziehen. Dies wird beispielsweise beim Palast auch noch mittels Lautsprecherdurchsagen wiederholt.

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Die Hitze gepaart mit der hohen Luftfeuchtigkeit ist erdrückend. Unsere daran angepasste Kleidung ist jedoch einer Palastaudienz unwürdig und so leihen wir uns gratis lange Aladdin-Hosen.

Den Tag schliessen wir in einem grossen Einkaufscenter ab. Der Rückweg per Taxi gestaltet sich dann jedoch komplizierter. Nicht die Taxifahrt an sich, sondern die Reservation inklusive Zielerklärung. Obwohl wir es beim offiziellen Taxistand des Zentrums versuchen und dort gross plakatiert ist, dass sie ab sofort 25 BHT (ca. 1 CHF) für ihren Service verrechnen, haben diese keine Ahnung. Nicht einmal nach 20 Monaten Serbien einfach für mich zu vertragen… Aber schlussendlich verbuchen wir es als weitere Lektion in asiatischer Kultur und fallen bereits um 18:00 Uhr ins Bett.

Nach sage und schreibe 13 Stunden Schlaf (sogar Silja!) entern wir das Frühstücksbuffet. Als erstes steht der Gang zur vietnamesischen Botschaft auf dem Tagesplan. Irgendwie ist es bei uns unter gegangen, dass in Vietnam das Visa on arrival nur bei Ankuft via Flugzeug funktioniert. Und wir als Bustouristen müssen vorgängig eines kaufen. Nach intensiver Internetrecherche und einigen Mails habe ich zwar erfahren, dass es auch in Phnom Penh über Reiseagenturen in zwei Stunden gehen sollte, möchte mich aber lieber in gut schweizerischer Sicherheit wähnen. Und so geht es via Botschaft mittels je 100 USD innert Tagesfrist.

Anschliessend folgen weitere Aktivitäten, die man in Bangkok gemacht haben muss: Tuk-Tuk-Fahrten, Fussmassage, Marktbesuche, ein Spaziergang durchs Rotlichtviertel und Nachtessen bei einem authentischen Strassenrestaurant direkt bei der Nachtclub-Meile. Auch die Hochbahn sowie den Hotelshuttle zu Wasser nutzen wir intensiv.

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Die Stadt ist sehr interessant und vielseitig und muss sprichwörtlich mit sämtlichen Sinnen erlebt werden – vor allem auch der Nase, was nicht immer ganz angenehm ist. Die Thais sind zwar stets freundlich, doch vielmals wirkt es auch aufgesetzt, da sie lediglich das nächste (Abzock-)Geschäft mit den Touristen wittern.

Auch besuchen wir ein weiteres Shoppingcenter, jedoch nicht des Shoppens Willen, sondern zum Besuch eines riesigen Aquariums. Eindrücklich sind vor allem die zahlreichen Sandtigerhaie, Rochen, zwei Pinguinkolonien und herzige Fischotter.

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Am dritten Tag gibt es für mich zuerst eine neue Frisur und anschliessend eine vollständige Thaimassage, während Silja daneben eine weitere Fussmassage geniesst. Es fühlt sich eher an wie eine intensive Lektion Dehnen mit schmerzhaften Momenten. Fazit: Ich bevorzuge weiterhin die klassische Sportmassage.

Am Abend holen wir unsere fertigen Visa ab und beabsichtigen, anschliessend die Schlangenfarm zu besuchen. Auf dem Weg dorthin kommen wir beim Lumphini Park vorbei und entdecken dort im Teich einen „Mini-Komodo-Waran“. Wie wir später herausfinden, handelt es sich dabei um Bindenwarane, welche in Thailand als unrein und Plage gelten. Wir jedoch sind extrem fasziniert und entdecken immer mehr und immer grössere Exemplare im Park. Ganz auf mein Fotomotiv im seichten Wasser bedacht, stolpere ich sogar beinahe über ein stattliches Exemplar, welches sich im Rasen sonnt. Selbstredend, dass wir danach kein Bedürfnis nach Schlangenfarm mehr verspüren.

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Auf dem Weg zur Metro dann ein weiteres thailändisches Schauspiel: Huldigung des Königs. Inmitten einer riesigen Joggerschar laufen wir entlang des Teichs, als plötzlich Lautsprecher-Durchsagen ertönen. Auf einen Pfeifton bleiben urplötzlich sämtliche Leute still stehen und lauschen den Worten. Nach etwa 30 Sekunden ist der Spuk vorbei und das Leben geht weiter.

Das Nachtessen geniessen wir in der Long Table Bar hoch über den Dächern Bangkoks. Das Essen ist super und das Ambiente sehr gehoben. So sind es auch die gesalzenen Preise (Zürich-Niveau) und der Raum ist auf gefühlte Minustemperaturen heruntergekühlt. Dass auf der Rückfahrt per Taxi der Fahrer unterwegs kurz anhält, um sich hinter einem Baum zu erleichtern, finden wir am dritten Tag Bangkok beinahe normal…

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Nun sitzen wir wiederum am Flughafen von Bangkok und haben Zeit: Da ich vergessen habe, die Flugzeit nochmals zu überprüfen, sind wir 2.5 Stunden zu früh am Flughafen. Der Flug wurde verschoben – zum Glück nach hinten. Eine weitere Reiselektion, die ich bereits bei unserer zweiten Flugstrecke lernen darf. Ich bin sicher, unser Check-in-Agent wird bald bereit sein. Noch ist er es definitiv nicht:

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Ende eines Abenteuers

Nach 20 Monaten geht das Abenteuer Belgrad vorerst zu Ende. Nicht, dass der Geschäftsaufbau gescheitert wäre – im Gegenteil: Wir sind nun knapp 30 Mitarbeiter und müssen uns bereits nach zusätzlichen Büroräumlichkeiten umsehen. Und auch die Projekte laufen bestens. Jedoch ist es für mich Zeit, weiterzuziehen. Wir haben einen super Nachfolger gefunden, mit dem ich bereits seit einem Jahr den Aufbau gemeinsam vollzog. Er wird «unser Kind» bestens gross ziehen und die Erfolgsgeschichte weiter schreiben.

Trotz diesem Bewusstsein, dass es in den vorgespurten Bahnen weiter geht, fällt mir der Abschied überhaupt nicht leicht. Dies aus mehreren Gründen: das super Team, die nie schlafende Stadt und der extrem spannende Job.

Noch bevor ich meine Zelte abbrechen musste, durfte ich die Stadt (und das Büro) auch noch meinen Eltern zeigen. Wir fanden endlich ein passendes, langes Wochenende und genossen Belgrad bei bestem Sightseeing-Wetter.

Die letzte Woche in Belgrad war dann voller Überraschungen: Zuerst gab es ein geplantes Abschiedsnachtessen mit anschliessender Party auf einem der zahlreichen Boote. Jedoch überraschte mich bereits beim Nachtessen ein Mitarbeiter aus einer anderen Landesgesellschaft, der extra angereist war. Zusätzlich erhielt ich ein Trikot der serbischen Nationalmannschaft mit meinem Namen zur Erinnerung bei zukünftigen, sportlichen Aktivitäten.

Nach einer ziemlich kurzen Nacht folgte dann am Samstag ein Überraschungs-Barbeque mit dem ganzen Team. Silja war die eingeweihte Kontaktperson, so dass wir mit dem folgenden Transparent bei der Grillstelle empfangen wurden. Zum Team gesellten sich noch eine weitere Mitarbeiterin aus der Schweiz sowie unser lokaler Buchhalter. Bei (wie in Serbien üblich) viel zu viel Fleisch liessen wir nochmals die verschiedenen Stationen unseres Aufbaus Revue passieren.Gruppenbild_Barbeque

Am Montag darauf erwartete mich nochmals das ganze Team am Mittag in unserer Küche mit einem Abschiedskuchen. Im Verlauf der letzten Woche folgten dann noch weitere, meist kulinarische Geschenke – von Fleisch über Kajmak bis hin zu feinstem Rakija.

Von meiner Seite überreichte ich allen Mitarbeitern ein typisch schweizerisches Geschenk, das ein bisschen länger anhält als Schokolade: ein Zühlke-Sackmesser. Silja buk während der letzten Woche nochmals einige Kuchen, so dass der kulinarische Abschied gebührend begangen werden konnte. Und ich versprach, beim nächsten Besuch wieder Schokolade zu bringen.

Denn ich werde auch in meiner neuen Stelle mit Belgrad verbunden bleiben und die Gelegenheit erhalten, das Team ab und an zu besuchen. Bevor ich jedoch Ende September zurück kehre, geniesse ich längere Ferien und entschwinde mit Silja auf unsere erste Weltreise. Die erste Etappe bestand darin, mit Sack und Pack sowie meinem Auto von Belgrad über Salzburg zurück in die Schweiz zu fahren. Bis auf einige Wartezeit am Zoll verlief diese erste Etappe zu Land völlig reibungslos und wir freuen uns auf die weiteren Stationen – sporadisch zu verfolgen in unserem Reiseblog.

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Belgrad Halbmarathon

Nachdem ich letztes Jahr hier in Belgrad noch über die volle Distanz gelaufen bin, entschied ich mich heuer, nur über die Halbmarathon-Distanz zu starten. Dies aus dem Grund, da die letzten Wochen und Monate beruflich extrem intensiv waren und das Training dadurch gelitten hatte. Und einfach ins Ziel kommen kommt bei mir beim Marathon nicht mehr infrage.

Für einen halbwegs anständigen Halbmarathon sollte der Trainingsstand reichen. Eine persönliche Bestzeit schloss ich aber auch aufgrund der Strecke von vornherein aus. Eine Zeit deutlich unter 1:30 Stunden war das Primärziel, eine Pace von 4:00 min/km ein Wunsch.

Während in der vergangenen Woche der Sommer in Belgrad Einzug hielt mit heiter Sonnenschein und am Freitag 27 °C, war auf Samstag Regen mit einem einhergehenden Temperatursturz auf 14 °C angesagt. Nicht optimale Bedingungen also. Als ich am Morgen aus dem Fenster schaute, regnete es jedoch lediglich leicht. Mit Shorts und kurzem Shirt machte ich mich kurz vor 9:30 Uhr auf den Weg zum Startgelände.

Im Startblock intensivierte sich der Regen nochmals, so dass ich bereits vor dem Startschuss ordentlich durchnässt war. Mit zwei Minuten Verspätung wurden wir um 10:02 Uhr zusammen mit den Marathonläufern sowie der Halbmarathon-Staffel auf den Weg geschickt. Ich versuchte, schnellstmöglich den Rhythmus um 4:00 min/km zu finden, war zu Beginn jedoch leicht schneller unterwegs.

Obwohl die Füsse bereits gut durchnässt waren, versuchte ich, den grossen Pfützen auszuweichen, was die Rhythmusfindung zusätzlich erschwerte. Das erste Viertel der Stecke beinhaltete einiges Gefälle, so dass die Pace deutlich schneller war. Anschliessend wechselte die Strecke über die Save nach Neu Belgrad, wobei der Aufgang auf die Brücke eine erste Steigung darstellte.

Kurz vor Kilometer 10 kämpfte ich mit Seitenstechen und verlor dadurch ein wenig Tempo. Unmittelbar darauf trennten sich die Strecken von Marathon und Halbmarathon und wir wurden auf die engere Schleife geschickt. Ich überwand mein temporäres Tief und konnte auf den nachfolgenden Kilometern gut Tempo machen. Teilweise blies wieder ein sehr heftiger Wind, der als Gegenwind einiges abverlangte und Windschatten-Laufen attraktiv machte. Leider war ich heuer mehr Schattenspender als -nutzer.

Bei Kilometer 15 war ich froh, dass ich für die nächsten fünf Kilometer mit einem Konkurrenten laufen konnten. So zogen wir uns gegenseitig und hielten die Pace hoch. Beim Zusammenschluss mit der Marathonstrecke trafen wir dabei gerade auf die führende Afrikanergruppe, die sich anschliessend beim Ušće-Shoppingcenter auf die zweite Runde machte, während wir auf der Brankov-Brücke die Save zum zweiten Mal überquerten.

Hier wurde es ziemlich hart. Auch im Wissen, dass nun noch ein paar giftige Steigungen bis ins Ziel folgten. Ich musste leider meinen Konkurrenten abreissen lassen und mich auf Schadensbegrenzung konzentrieren. In der Tat konnte ich jedoch noch einige Positionen gut machen und wurde nicht mehr überholt. Auch nicht im Schlussanstieg und anschliessend auf der langgezogenen Zielgerade.

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Mit brennenden Oberschenkeln kam ich in offiziellen 01:27:02 ins Ziel. Wobei ich handgestoppt 10 Sekunden schneller war und somit unter 1:27 Stunden blieb. Anscheinend hatte die Nettozeitmessung nicht wirklich funktionert und von Beginn weg gezählt. So oder so war es keine Glanzleistung, aber den Umständen entsprechend in Ordnung. Ich erreichte den 59. Rang von 2582 klassierten Männern.

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Des Joggers Leiden

Den Fitnesslevel zu halten sowie einen Ausgleich zum Büroalltag zu schaffen, gelingt mir hier in Belgrad am besten mit Lauftraining. Trotz Grossstadt-Feeling gibt es einige schöne Laufstrecken, bei denen man sogar richtig in die Natur eintauchen kann – beispielsweise auf Ada oder im Košutnjak. Einige Tücken hält Belgrad für den passionierten Läufer jedoch bereit, die ich euch nicht vorenthalten möchte – für den unwahrscheinlichen Fall, dass ihr nächstens in Serbiens Hauptstadt eure Laufschuhe schnürt oder einfach zur Aufklärung und Belustigung.

Hunde

Ein gemeinsamer Feind aller weltweiten Jogger sind – nein, ich meine nicht die Nordic Walker mit ihren gemeingefährlichen Stöcken – frei laufende Hunde und/oder deren nachlässigen Besitzer.

Hier in Belgrad akzentuiert sich das Problem dadurch, dass es eine Vielzahl wilder, streunender Hunde gibt. Somit ist die Wahrscheinlichkeit beim Joggen beinahe 100%, dass man auf Hunde ohne Besitzer trifft. Oftmals sind sie gegenüber Menschen sehr ängstlich und suchen das Weite oder bleiben zumindest auf Abstand.

Photo 05.12.14 21 43 36Daneben gibt es aber auch einzelne Exemplare mit grossem Hunger oder erhöhtem Aggressionspotential – inklusive Kombinationen daraus. Gepaart mit der Tendenz, dass diese Tiere immer dann aggressiv bellend oder Zähne fletschend attackieren, wenn man gerade nicht gefasst ist, macht es diese Erlebnisse zusätzlich interessant.

Bisher haben mir diese Begegnungen einige Schreckmomente sowie eine kaputte Jogginghose beschert. Diese wurde jedoch nicht von fletschenden Hundezähnen zerfleischt, sondern auf meinem defensiven Rückzug durch eine Leitplankenstreifung in Mitleidenschaft gezogen – inklusive dazugehöriger Mini-Fleischwunde.

Bahntrassees

Die Eisenbahn ist in Serbien ganz klar nicht das Transportmittel erster Wahl. Faktisch sind die Züge heute langsamer als bei Inbetriebnahme in den 30er-Jahren. Durch die Vernachlässigung der Schienenanlagen dürfen die Züge an vielen Stellen nur gerade im Schritttempo fahren.

Trotzdem führen viele Bahnstrecken durch die Hauptstadt und die Aussenbezirke. Somit muss ich diese auf der einen oder anderen Laufstrecke kreuzen. Nicht nur sind die Schienenanlagen schlecht gewartet, sondern auch die Warnanlagen an den Bahnübergängen – sofern es überhaupt solche hat.

Dadurch wird eine Schienenüberquerung immer ein wenig zu Russischem Roulette – vor allem auch, wenn man sie mangels fehlendem Bahnübergang mitten in der Strecke überqueren muss. Da sich das Risiko dank der niedrigen Geschwindigkeit der Züge stark in Grenzen hält, muss sich jedoch niemand vor platt gewalzten Läufern fürchten.

Wind

Wer Belgrad kennt, kennt den Wind! Im Sommer heiss, im Winter saukalt, machte er mir auch am letzten Belgrad Marathon zu schaffen. Und natürlich bläst er immer entgegen der Laufrichtung.

Häufig ist der gemeine Wind jedoch nicht alleine, sondern kommt zusammen mit Niederschlag in Form von Regen oder Schnee. So macht das Laufen doppelt Spass und man hofft, eine Brille mit Scheibenwischern zu tragen, während man krampfhaft versucht, den zahlreichen Schlaglöchern auszuweichen, die bei diesem Wetter knöcheltief mit Wasser gefüllt sind.

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Dienst nach Vorschrift

In Serben wird Bürokratie gross und Flexibilität verschwindend klein geschrieben. Dies musste ich heute – wenn auch im harmlosen Rahmen – wieder einmal am eigenen Leib erfahren. Ich wollte von unserem Wochenendausflug nach Ljubljana die Mehrwertsteuer der Einkäufe über Global Blue zurückfordern. Neben der Möglichkeit, dies per Post zu machen, gibt es auch Servicestellen, wo dies vor Ort gemacht werden kann. Und so begab ich mich zur Raiffeisen-Filiale, die in der Broschüre aufgeführt ist…

Zuerst musste ich mich an einer ziemlich langen Schlange anstellen. Die Serben sind aus den Kriegsjahren ziemlich Anstehen-erprobt und nehmen solche Wartezeiten jeweils ausserordentlich gelassen. Nach einer gefühlten Ewigkeit war ich am Schalter und zeigte mein Formular mit meiner Identitätskarte (ID). Die gute Dame prüfte alles, meinte dann aber abschliessend, ich müsste mich an der anderen Schlange gegenüber anstellen. Gesagt, getan. Ich fühlte schon, wie sich die ganze Sache zur grotesken Asterix-Szene entwickeln könnte…

Eine zweite gefühlte Ewigkeit später durfte ich zum Schalter und war frohen Mutes. Doch die Dame war irritiert, dass auf dem Formular meine ID- und nicht Passnummer notiert war. Trotzdem verlangte sie meinen Pass, welchen ich natürlich in weiser Voraussicht dabei hatte. Obwohl auf dem Formular «Reisedokument» steht, bestand sie darauf, dass sie dies nur bearbeiten kann, wenn die Passnummer eingetragen wäre. Mir wurde es schliesslich zu bunt und ich beschloss, von dannen zu ziehen und das ganze per Post zu machen.

Fairerweise muss man sagen, dass in Serbien die ID nicht fürs Reisen benutzt werden kann. Im Gegensatz zur Schweiz ist sie zwar obligatorisch (der Fahrausweis ist beispielsweise nur gültig zusammen mit der ID), jedoch nur im Land gültig. Für alle Auslandreisen wird zwingend ein Pass benötigt.

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Asics Fun Run

Zufällig und kurzfristig habe ich von einem Spasslauf in der Innenstadt von Belgrad erfahren: Dem Asics Fun Run über drei Kilometer. Er fand am Sonntagabend im Rahmen der Läufe zum 70. Jahrestag der Befreiung Belgrads statt. Bisher wurden lediglich Eliterennen über verschiedene Distanzen ausgetragen, dieses Jahr gab es zum ersten Mal eine Fun-Kategorie.

Obwohl ich den super Sonntag bereits am Nachmittag für ein ausgedehntes Training nutzte, beschloss ich, kurzfristig an den Lauf zu gehen. Dieser startete nämlich erst am Abend um 21:35 Uhr. Ich hatte mich nicht vorgängig angemeldet und wollte spontan sehen, ob Nachmeldungen möglich sind. Da ich sowieso noch die neue Schoko/Kokos-Tasche beim gelben M probieren wollte, hätte ich die Kalorien einfach zugeführt, ohne sie vorher zu verbrennen, wenn eine Teilnahme nicht mehr möglich gewesen wäre.

Als ich mich dann beim Hotel Moskva einfand, war das Ganze aber ziemlich pragmatisch organisiert und so waren Nachmeldungen problemlos möglich. Also eigentlich gab es gar keine Meldungen. Man musste lediglich einen Papierstreifen mit Name und E-Mail-Adresse ausfüllen und auf sich tragen. Im Ziel würde dieser dann auf einen Faden/Nagel in der Reihenfolge der Ankunft gespiesst. Und so wartete ich zusammen mit etwa 100 anderen Fun-Runnern, bis wir dran waren. Ein kurzer Schwatz mit dem Fotografen, der unsere Mitarbeiterporträts macht, verkürzte dabei die Wartezeit. Dabei konnten noch ein paar Elite-Rennen über zwei und fünf Kilometern geschaut werden.

Statt um 21:35 konnten wir ca. um 21:50 an den Start gehen. Da ich keine Ahnung um die Stärke des Teilnehmerfeldes hatte, reihte ich mich vorsichtig in der zweiten Reihe ein. Bereits an der Startlinie stehend, verkündete ein Offizieller, dass der Lauf nur zwei Kilometer betragen würde. Ich nehme an, der Grund war die Verspätung und die noch immer gesperrte Strasse, die freigegeben werden sollte. Nach drei fehlerhaften Startversuchen (nach dem ersten musste zuerst die Pistole nachgeladen werden), klappte es dann endlich.

Zwei Kilometer sind ja sehr Kurzdistanz für mich, so dass ich meine Kräfte nicht gross einzuteilen brauchte. Ich versuchte, meine Pace zu finden und lief gleichmässig mit etwa 3:30 min/km los. Dabei fand ich mich in der etwas langgezogenen Spitzengruppe wieder. Schon kurz nach dem Start flitzten dann ein paar Übermütige links und rechts neben mir vorbei, welche ich nach ca. 300 Metern bereits wieder überholte.

Die Strecke war ein Rundkurs von einem Kilometer länge. Nach der ersten Runde lag ich zwischen Rang fünf und zehn. Nun folgte eine witzige Phase. Als ich am nächsten Läufer vorbeigehen wollte, zündete dieser für fünf Schritte den Turbo, um anschliessend wieder ins langsame Tempo zurückzufallen. Dies wiederholte sich noch 3-5 Mal bis zur Kehrtwende am Ende der Startgeraden. Ich liess mich nicht beirren und lief stoisch meine Pace. Nach der Wende war sein Turbo-Vorrat dann aufgebraucht und ich zog locker an ihm vorbei. Bis ins Ziel sollte er noch regelrecht einbrechen.

Nun lag ich an vierter Stelle (zumindest, so gut ich dies beurteilen konnte). Bei der letzten Wende vor dem Ziel schaute ich nochmals zurück und konnte lediglich einen unmittelbaren Verfolger ausmachen, der aber ca. 30 Meter zurück war. Um auf Nummer sicher zu gehen, gab ich noch einen kleinen Schlussspurt zum Besten und beendete somit das Rennen auf dem 4. Rang. Zumindest glaube ich das. Denn entgegen der Ankündigung, nahm niemand im Ziel unsere Papierstreifen entgegen.

Mit einer selbst gestoppten Zeit von 7:06 Minuten war ich zufrieden und dies, ohne mir vorgängig ein Ziel gesetzt zu haben. Der wohlverdiente Dessert auf dem Heimweg schmeckte vorzüglich.

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Belgrade Pride 2014

Als ich heute Morgen meine Wohnung für den Einkauf verliess, glich die Stadt einem Kriegsgebiet: Die komplette Innenstadt (bis zu meiner Strasse) ist abgeriegelt, an jeder Ecke stehen Polizisten und ein Helikopter kreist ununterbrochen über der Stadt. Krieg? Mitnichten. Lediglich Belgrade Pride Parade, welche einige hundert Meter von meiner Wohnung startet.

Nachdem die letzte Parade 2010 in üblen Ausschreitungen und mit mehr als 150 Verletzten endete, ist heuer ein massives Sicherheitsaufgebot präsent. Nachdem gestern mehrere Gegendemonstrationen stattfanden und die Regierung bis in die letzten Minuten vor dem geplanten Start die Entscheidung zur Bewilligung hinauszögerte, war die Durchführung alles andere als klar. Doch nun schützen 7′000 Sicherheitskräfte die Teilnehmer, unter ihnen auch der Bürgermeister von Belgrad.

«Der Fortschritt einer Gesellschaft misst sich an deren Toleranz gegenüber Minderheiten.» In diesem Sinne wünsche ich mir, dass auch in Serbien die Rechte von Minderheiten breiter akzeptiert werden – vor allem im Hinblick auf eine Annäherung an Westeuropa und die EU. Im Gegenzug habe ich die Serben als so freundliches und herzliches Volk kennen gelernt, dass ich mir fast nicht vorstellen kann, wie sie sich von einer solchen Minderheit in ihrem Gesellschaftsverständnis bedroht fühlen können. Aber es gibt nach wie vor starke nationalistische und auch religiöse Tendenzen, denen sämtliche Beziehungsformen ausserhalb des «normalen» Familienverständnisses zuwider sind.

Die Parade ist ohne grössere Zwischenfälle zu Ende gegangen. Es gab zahlreiche Verhaftungen, aber bisher keine Verletzten. Dies ist sehr erfreulich. Jedoch ist man noch weit von Normalität entfernt, wenn es 7′000 Sicherheitskräfte mit Panzerwagen und Helikopter benötigt, um einen solchen Event zu ermöglichen.

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